Thursday, December 6, 2007

Alltag

Nachdem ich dem Christian vollkommen recht geben musste als er gesagt hat, ich müsse hier öfter mal schreiben und dafür keine solchen Romane wie beim letzten Mal über Dublin (ich konnte euch des Öfteren stöhnen hören … Entschuldigung!!!), sorge ich hiermit für meinen nächsten Bericht. Gleich vorweg: er wird kürzer als der letzte ;).

Die Zeit nach Dublin ist geprägt von wenig aufregenden Sachen. Seit über einer Woche drücke ich mich mehr oder weniger erfolgreich vor einer total ekelhaften Hausarbeit, für die es nicht mal wirklich Literatur gibt. Ich soll mir auf ca. zehn Seiten Gedanken dazu machen, wie denn die britische Gesetzgebung das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten im Krisenfall regelt, oder ob sie sie eher behindert. Toll. Das kann ich ja nicht mal auf Deutsch über die deutsche Gesetzgebung. Das war kein sonderlich cleverer Schachzug von mir, als ich dieses Modul gewählt habe; aber was tut man nicht alles, um daheim ein Semester einzusparen.
Heute hatte ich meine erste Präsentation in diesem Land. Flo und ich haben den Schotten mal gezeigt, wie man so was macht *HUST*. Der Businessplan gedeiht auch ganz prächtig, ist aber tierisch viel Arbeit. Doch will ich euch hier nicht vollheulen, sondern lieber von schöneren Sachen erzählen!

Die Lichtblicke in der Zeit bis Weihnachten kommen nämlich aus dem Bereich „Socialising“. Ein tolles Wort, das kann für so viel herhalten. Letzte Woche war ich z.B. zu einem Spanier aus meinem Englischkurs eingeladen. Ich muss zugeben dass er mir im Unterricht nicht sonderlich sympathisch war; aber als er mich gefragt hat, ob ich kommen möchte, habe ich trotzdem einfach mal bejaht, obwohl ich überhaupt nicht wusste, worauf ich mich einlasse. Es war ein wunderschöner Abend, an dem ich wirklich der einzige Deutsche war (JUHUUUUU! Nichts gegen Landsfrauen und –männer, aber hin und wieder darf man im Ausland auch mal Leute kennenlernen, mit denen man nicht die Muttersprache teilt…), unter ganz vielen Spaniern, ein paar Franzosen und Finnen, und auch Osteuropa war gut vertreten. Pablo (doch ein sehr netter Kerl, da haben erste Eindrücke etwas getäuscht) hat lecker gekocht, und ich habe viele neue Leute kennen gelernt. Hinterher waren wir noch bis ganz schön spät (fast schon früh) weg, sodass der Abend richtig gut abgerundet wurde.
Wie bereits beim letzten Mal erwähnt war letzten Freitag „St. Andrews Day“. Meine umfangreichen Recherchen haben ergeben, dass St. Andrews – wer hätte es gedacht – der Schutzheilige der Schotten ist. Zur Feier des Tages gab es freien Eintritt in alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Clever wie wir sind haben wir uns das nicht zweimal sagen lassen und haben bei strömendem Regen Holyrood Palace, also die Residenz der Queen in Schottland, und natürlich das Castle angeschaut. Unter uns: ersteres kann man sich komplett sparen, das Castle ist schon ganz nett – wenn man umsonst reinkommt. Abends waren wir - wenn ich inzwischen immer von „wir“ rede, meine ich damit in den allerseltensten Fällen meine Mitbewohner und mich, sondern z.B. meinen Dublin-Martin oder die Gießen-Connection (drei Mädels aus, naja, Gießen) – unterm Castle und haben einem paradoxen Spektakel beigewohnt. In einem großen Bierzelt hat eine Sambaband den Schotten eingeheizt, und zwar mit einer Mixtur aus traditioneller schottischer Musik und eben Samba. Das klang seeehr interessant … Aber war echt gut! Eben mit dieser Gießen-Connection war ich am Sonntag im Bierkeller (heißt wirklich so; in den Regalen stehen Flaschen von fast jedem bayrischen Bier) eines Kult-Pubs von Edinburgh, dem „Frankenstein’s“, beim Karaoke. Nein, ich habe nicht gesungen, um das gleich mal klar zu stellen. Es war trotzdem eine Mordsgaudi, die dringend wiederholt werden muss!

Morgen Abend ist der Napier University Christmas Ball, für den sich dann endlich mal der mitgebrachte feine Zwirn lohnt. Was wir uns vom Ball selbst versprechen sollen wissen wir allerdings noch nicht … Skepsis ist angesagt. Ich werde es beim nächsten Mal mitteilen!

Bevor ich diesen Eintrag beende, um nicht wieder bis sonstwohin abzuschweifen, muss ich mich aber noch schnell freuen. Nachdem ich letzte Woche beim Makler war und mir habe anmerken lassen, dass ich ziemlich stinkig bin – ja, das kann sogar ich, und inzwischen auch auf Englisch – ist heute nach sage und schreibe zehneinhalb Wochen die Lösung für unser Waschmaschinendesaster in Form einer neuen Maschine geliefert worden. Was für ein tolles Gefühl!

Wenn ich das hier so lese scheint es bei mir wohl doch nicht so langweilig zu sein. Das wird sich bis Weihnachten auch nicht mehr ändern, so wie es aussieht, und dann komme ich für ein paar Tage heim – direkt unter den Christbaum. Darauf freu ich mich schon tierisch, wenn ich endlich wieder wenigstens ein paar von euch sehen kann!

Bis bald wieder, viele Grüße aus dem ganz schön vorweihnachtlichen Edinburgh!

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