Wie versprochen lässt meine nächste Meldung nicht so lang auf sich warten, denn ich hab’ was zu berichten :). Wie bereits erwähnt haben wir sagenhafte zwei Wochen Semesterferien, die wir auch irgendwie sinnvoll nutzen wollten. Wir sind in diesem Fall Simon, Flo und ich, weil sich Oli und Stevie baldmöglichst nach Prüfungsende in die jeweilige Heimat aufgemacht hatten.
Schottland ist ja nicht sonderlich groß; nur etwas größer als Bayern, hat aber statt über zwölf Millionen Einwohnern nur knappe fünf. Die meisten davon wohnen in den sogenannten Central Lowlands, also der Gegend zwischen Glasgow und Edinburgh. Der Rest hat sich hauptsächlich an den Küsten angesiedelt, demzufolge muss ja im Landesinneren, in den Highlands, genau was sein? Richtig: ziemlich viel Nichts. Ob das wirklich so ist wollten wir in einem dreitägigen Trip herausfinden. Nachdem Flo spontan abgesprungen war haben wir noch die Alex (wohnt in Kempten, studiert in Weingarten, welch ein Zufall) und Audrey, meine Lieblingsfranzösin, mitgenommen.
Los ging’s über die Forth Bridge (eine sehr beeindruckende Hängebrücke, Bilder wird’s sicher irgendwann mal davon geben) und an der Ostküste hoch, auf kleinen Touri-Routen zum ersten Ziel: St. Andrews. Das mag dem ein oder anderen bekannt vorkommen, entweder weil er die Bunte liest oder weil er Golfer ist. Prince William hat hier studiert; vielleicht wegen den weltberühmten Golfplätzen, von denen im Moment der 10. im Bau ist. Das Kaff selbst ist schon ganz nett, aber einen Ausflug dahin muss man nicht extra machen. Leider waren auch da Semesterferien, also absolut tote Hose. Wir wollten auch mal in die Eliteuni gehen, sind da aber nicht mal bis auf’s Klo gekommen. Vielleicht ist es doch gut, dass wir in Edinburgh sind …
Als nächstes Ziel hatten wir Dunnottar Castle, kurz vor Aberdeen, angepeilt. Die Lage ist wunderschön, das Castle wohl auch (Rosamunde Pilcher lässt grüßen). Leider ist uns recht bald der Portier entgegengekommen, der sich immerhin ein gebrummeltes „Closed“ entringen konnte.
Übernachtet haben wir in der Ölstadt Aberdeen. Der Stadt geht es sichtlich gut, denn hier beginnt die Erdölförderung in der Nordsee. Alles ist sauberer als in Edinburgh, leider aber auch grauer: ihr Spitzname ist „Granite City“. Das Cleverste, was man in Aberdeen überhaupt anstellen kann, ist ein Autohaus für Marken aus Stuttgart, München und Ingolstadt aufzumachen. Das größte Problem der Autofahrer da oben scheint zu sein, ob sie sich den 4,2-Liter-Motor einbauen lassen sollen oder ob es die 4,0-Liter-Maschine auch tut (Wie war das noch mal in Kambodscha, Thomas? Ist das da ähnlich ;)?). Mal davon abgesehen hat Aberdeen zwar ein nettes Stadtbild, sonst aber nicht viel zu bieten. Einzig und allein die Fischauktion, die angeblich jeden Morgen am Fischmarkt stattfindet, soll wirklich sehenswert sein. Nachdem wir da extra hingelatscht sind mussten wir aber feststellen, dass entweder die Nordsee leer gefischt ist oder alles nach ner Stunde ausverkauft war, jedenfalls war nix.
Nach dem Flop haben wir uns ins Auto gesetzt und sind ins Landesinnere gefahren. Und da hat es angefangen: das Nichts. Das mag vielleicht negativ klingen, aber es hat einen unglaublichen Reiz, kilometerlang auf irgendwelchen sich schlängelnden Ministraßen zu gurken und keine Menschenseele zu sehen. Ein Spaziergang, um diese Reize und die Weite wirklich aufzunehmen, war dank des heftigen Schneegestöbers leider nicht so empfehlenswert.
Die nächste halbwegs zivilisierte Region, in der wir angekommen sind, heißt Speyside. Die Besonderheit: innerhalb von ein paar Quadratkilometern gibt es 46 Whisky-Distilleries, die höchste Dichte weltweit. Klar war, dass wir eine besichtigen wollten. Wir standen vor der wohl berühmtesten, Glenfiddich, aber das war schon arg touristisch. Simon als alter Kenner lotste uns zu einer kleineren Distillery in Aberlour (sprich: Äbrrlaua), und das hat sich voll gelohnt! Wir kamen zwar etwas zu spät zu einer Führung, aber der Chef hat uns noch hingefahren. Der Tourführer (Julian) war glaube ich sehr froh um uns, denn außer uns war nur ein walisisch-englisches Pärchen da, die etwas … schüchtern waren. Außerdem ist Frankreich der größte Abnehmer für ihren Whisky, also hat er uns dank Audrey schnell ins Herz geschlossen. Es waren dann sehr interessante und unterhaltsame zwei Stunden, in denen wir erfahren haben, wie Whisky gemacht wird (sehr kompliziert, eieiei …). Erschreckend: in der ganzen, gar nicht mal kleinen Distillery arbeiten nur 5 Leute inklusive Chef und Führer, im 3-Schicht-Betrieb, sieben Tage die Woche. Der PC kontrolliert die Qualität, alles läuft von selbst. Am Ende der Führung gab es dann natürlich Kostproben. Normalerweise scheint man eine zu bekommen, in dieser Distillery waren es aber gleich sechs. Ich bin gefahren, Simon hat’s gefreut. Beim gemütlichen Kosten und Ratschen musste Julian dann gestehen, dass er, obwohl er mitten in Schottland in einer urschottischen Scotch-Distillery arbeitet, ein Englishman ist. Das war dann schon ein ziemlich guter Gag, wenn man bedenkt, wie sehr vor allem die Schotten die Engländer mögen. Auf einem uralten Gesetz, das den Schotten aufoktroyiert wurde, beruht zum Beispiel die Tatsache, dass auf Scotch Whisky 70% Steuern an die Britische Regierung anfallen. Damit macht man sich in diesem Land sicher nicht beliebt …
Die Nacht haben wir in Inverness, dem Tor zum hohen schottischen Norden, verbracht. Über die Stadt gibt es nix zu sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Wanderer aus den nördlichen Highlands und von den Hebriden ziemlich froh sind, wenn sie zumindest dieses Stückchen Zivilisation mal wieder sehen können.
Nebendran liegt Loch Ness, und auch darüber gibt es leider nichts zu sagen … Ist halt ein Loch wie jeder andere hier auch, ich gewöhn’ mich langsam daran. Ausnahmsweise hat am Loch aber die Sonne geschienen :).
Von dort aus ging es dann einmal quer durch die Insel und die südlichen Highlands bei Regen und Schnee zurück nach Edinburgh. Und hier hat man dann wirklich gesehen, dass es dort wirklich außer wunderschönen Hügeln und Bergen, Wäldern, Seen und vielleicht Schafweiden NICHTS gibt.
Und genau das will ich, wenn es wärmer und sommerlicher wird, unbedingt mal zu Fuß erforschen und erfahren. Das muss so wunderbar und magisch sein, wenn im Umkreis von Kilometern kein Mensch und nur traumhafte Natur ist. Das hab’ ich auf dem Trip festgestellt, und auch wenn meine Beschreibungen vielleicht teilweise etwas negativ klingen (es war halt auch absolute Nebensaison) waren es super drei Tage mit viel schönen Erlebnissen und toller Gesellschaft! Kann ich nur empfehlen!
Einen weiteren Ausflug lässt das fette Sturmtief über der Nordsee nicht zu, hier ist es total ekelhaft kalt, windig, nass und grau. So wird dann am Montag das neue Semester anfangen, auf das ich mich aber auch schon sehr freu’ :).
Viele liebe Grüße aus einem Land, das ich jetzt zum Glück schon a bissl besser kenne! Eindrücke gibt's in meiner Bildergalerie im Set "Highlands", denn Bilder sagen ja noch einiges mehr ...
Schottland ist ja nicht sonderlich groß; nur etwas größer als Bayern, hat aber statt über zwölf Millionen Einwohnern nur knappe fünf. Die meisten davon wohnen in den sogenannten Central Lowlands, also der Gegend zwischen Glasgow und Edinburgh. Der Rest hat sich hauptsächlich an den Küsten angesiedelt, demzufolge muss ja im Landesinneren, in den Highlands, genau was sein? Richtig: ziemlich viel Nichts. Ob das wirklich so ist wollten wir in einem dreitägigen Trip herausfinden. Nachdem Flo spontan abgesprungen war haben wir noch die Alex (wohnt in Kempten, studiert in Weingarten, welch ein Zufall) und Audrey, meine Lieblingsfranzösin, mitgenommen.
Los ging’s über die Forth Bridge (eine sehr beeindruckende Hängebrücke, Bilder wird’s sicher irgendwann mal davon geben) und an der Ostküste hoch, auf kleinen Touri-Routen zum ersten Ziel: St. Andrews. Das mag dem ein oder anderen bekannt vorkommen, entweder weil er die Bunte liest oder weil er Golfer ist. Prince William hat hier studiert; vielleicht wegen den weltberühmten Golfplätzen, von denen im Moment der 10. im Bau ist. Das Kaff selbst ist schon ganz nett, aber einen Ausflug dahin muss man nicht extra machen. Leider waren auch da Semesterferien, also absolut tote Hose. Wir wollten auch mal in die Eliteuni gehen, sind da aber nicht mal bis auf’s Klo gekommen. Vielleicht ist es doch gut, dass wir in Edinburgh sind …
Als nächstes Ziel hatten wir Dunnottar Castle, kurz vor Aberdeen, angepeilt. Die Lage ist wunderschön, das Castle wohl auch (Rosamunde Pilcher lässt grüßen). Leider ist uns recht bald der Portier entgegengekommen, der sich immerhin ein gebrummeltes „Closed“ entringen konnte.
Übernachtet haben wir in der Ölstadt Aberdeen. Der Stadt geht es sichtlich gut, denn hier beginnt die Erdölförderung in der Nordsee. Alles ist sauberer als in Edinburgh, leider aber auch grauer: ihr Spitzname ist „Granite City“. Das Cleverste, was man in Aberdeen überhaupt anstellen kann, ist ein Autohaus für Marken aus Stuttgart, München und Ingolstadt aufzumachen. Das größte Problem der Autofahrer da oben scheint zu sein, ob sie sich den 4,2-Liter-Motor einbauen lassen sollen oder ob es die 4,0-Liter-Maschine auch tut (Wie war das noch mal in Kambodscha, Thomas? Ist das da ähnlich ;)?). Mal davon abgesehen hat Aberdeen zwar ein nettes Stadtbild, sonst aber nicht viel zu bieten. Einzig und allein die Fischauktion, die angeblich jeden Morgen am Fischmarkt stattfindet, soll wirklich sehenswert sein. Nachdem wir da extra hingelatscht sind mussten wir aber feststellen, dass entweder die Nordsee leer gefischt ist oder alles nach ner Stunde ausverkauft war, jedenfalls war nix.
Nach dem Flop haben wir uns ins Auto gesetzt und sind ins Landesinnere gefahren. Und da hat es angefangen: das Nichts. Das mag vielleicht negativ klingen, aber es hat einen unglaublichen Reiz, kilometerlang auf irgendwelchen sich schlängelnden Ministraßen zu gurken und keine Menschenseele zu sehen. Ein Spaziergang, um diese Reize und die Weite wirklich aufzunehmen, war dank des heftigen Schneegestöbers leider nicht so empfehlenswert.
Die nächste halbwegs zivilisierte Region, in der wir angekommen sind, heißt Speyside. Die Besonderheit: innerhalb von ein paar Quadratkilometern gibt es 46 Whisky-Distilleries, die höchste Dichte weltweit. Klar war, dass wir eine besichtigen wollten. Wir standen vor der wohl berühmtesten, Glenfiddich, aber das war schon arg touristisch. Simon als alter Kenner lotste uns zu einer kleineren Distillery in Aberlour (sprich: Äbrrlaua), und das hat sich voll gelohnt! Wir kamen zwar etwas zu spät zu einer Führung, aber der Chef hat uns noch hingefahren. Der Tourführer (Julian) war glaube ich sehr froh um uns, denn außer uns war nur ein walisisch-englisches Pärchen da, die etwas … schüchtern waren. Außerdem ist Frankreich der größte Abnehmer für ihren Whisky, also hat er uns dank Audrey schnell ins Herz geschlossen. Es waren dann sehr interessante und unterhaltsame zwei Stunden, in denen wir erfahren haben, wie Whisky gemacht wird (sehr kompliziert, eieiei …). Erschreckend: in der ganzen, gar nicht mal kleinen Distillery arbeiten nur 5 Leute inklusive Chef und Führer, im 3-Schicht-Betrieb, sieben Tage die Woche. Der PC kontrolliert die Qualität, alles läuft von selbst. Am Ende der Führung gab es dann natürlich Kostproben. Normalerweise scheint man eine zu bekommen, in dieser Distillery waren es aber gleich sechs. Ich bin gefahren, Simon hat’s gefreut. Beim gemütlichen Kosten und Ratschen musste Julian dann gestehen, dass er, obwohl er mitten in Schottland in einer urschottischen Scotch-Distillery arbeitet, ein Englishman ist. Das war dann schon ein ziemlich guter Gag, wenn man bedenkt, wie sehr vor allem die Schotten die Engländer mögen. Auf einem uralten Gesetz, das den Schotten aufoktroyiert wurde, beruht zum Beispiel die Tatsache, dass auf Scotch Whisky 70% Steuern an die Britische Regierung anfallen. Damit macht man sich in diesem Land sicher nicht beliebt …
Die Nacht haben wir in Inverness, dem Tor zum hohen schottischen Norden, verbracht. Über die Stadt gibt es nix zu sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Wanderer aus den nördlichen Highlands und von den Hebriden ziemlich froh sind, wenn sie zumindest dieses Stückchen Zivilisation mal wieder sehen können.
Nebendran liegt Loch Ness, und auch darüber gibt es leider nichts zu sagen … Ist halt ein Loch wie jeder andere hier auch, ich gewöhn’ mich langsam daran. Ausnahmsweise hat am Loch aber die Sonne geschienen :).
Von dort aus ging es dann einmal quer durch die Insel und die südlichen Highlands bei Regen und Schnee zurück nach Edinburgh. Und hier hat man dann wirklich gesehen, dass es dort wirklich außer wunderschönen Hügeln und Bergen, Wäldern, Seen und vielleicht Schafweiden NICHTS gibt.
Und genau das will ich, wenn es wärmer und sommerlicher wird, unbedingt mal zu Fuß erforschen und erfahren. Das muss so wunderbar und magisch sein, wenn im Umkreis von Kilometern kein Mensch und nur traumhafte Natur ist. Das hab’ ich auf dem Trip festgestellt, und auch wenn meine Beschreibungen vielleicht teilweise etwas negativ klingen (es war halt auch absolute Nebensaison) waren es super drei Tage mit viel schönen Erlebnissen und toller Gesellschaft! Kann ich nur empfehlen!
Einen weiteren Ausflug lässt das fette Sturmtief über der Nordsee nicht zu, hier ist es total ekelhaft kalt, windig, nass und grau. So wird dann am Montag das neue Semester anfangen, auf das ich mich aber auch schon sehr freu’ :).
Viele liebe Grüße aus einem Land, das ich jetzt zum Glück schon a bissl besser kenne! Eindrücke gibt's in meiner Bildergalerie im Set "Highlands", denn Bilder sagen ja noch einiges mehr ...