Monday, December 24, 2007

Merry Christmas

Ich kann und will mich der gerade sehr aktuellen Gewohnheit, allenthalben ein schönes Weihnachtsfest und a Guats Neues zu wünschen, nicht entziehen und möchte euch hiermit auch genau das sagen: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch von mir an alle, die sich in diesen Tagen erfreulicherweise zu mir verirrt haben !
Bei euch möchte ich mich auch entschuldigen, dass es schon wieder drei Wochen gedauert hat, bis wieder ein Eintrag hier gereift ist. Es war keine sonderlich aufregende, sondern im Gegenteil ziemlich nervige Zeit bis Freitag. Die erwähnte Hausarbeit ist bedrohlich über den letzten Wochen geschwebt und hat ziemlich viele Aktivitäten eingefroren. Mit dem Ergebnis bin ich auch nicht wirklich zufrieden; sollte mich aber ein potentieller Arbeitgeber im Zweifelsfall kritisch auf die Note ansprechen, die eventuell aus dem Rahmen fallen könnte (im Moment ziiieeemlich gut …), dann werd’ ich ihm schon was erzählen. Bis auf einige wirklich schöne und gesellige Abende kann ich mich an keine erzählenswerten Sachen erinnern, womit ich das auch gleich abhake. Aber etwas nachtragen möchte ich noch: der Christmas Ball der Uni war eine Frechheit, aus balltechnischer Sicht. Vielleicht bin ich auch nur von den Bällen des CvL verwöhnt … Naja, daran muss sich jetzt jeder Ball messen lassen. Egal, jetzt ist es auch zu spät, dass ich mich drüber aufreg’ ;)
In den letzten Tagen - als das Hausarbeitsdamoklesschwert eh nur noch von der Fliehkraft der Erdrotation davon abgehalten wurde, runterzudonnern - war ich eigentlich täglich in der Stadt, um in Weihnachtsstimmung zu kommen und ein paar schöne Sachen zu kaufen. Edinburgh in dieser Zeit ist so wunderschön … Nachdem es schon um halb 4 dunkel ist, liegt über der Stadt eine unglaubliche Gemütlichkeit. Alles ist beleuchtet und geschmückt. Besonders schön ist der Stadtteil Bruntsfield, bei mir um die Ecke, wo sich ein kleiner Laden an den anderen reiht. Die High Street schimmert auch in verschiedenen Farben, und über allem schwebt das hell erleuchtete Castle. So schön wie in diesen Tagen fand ich die Stadt noch nie, weswegen es im Moment auch nicht so leicht ist, einfach abzuhauen. Heute riskiere ich es aber trotzdem und fliege für sechs Tage heim, weil Weihnachten da doch einfach am schönsten ist :). Dort erwartet mich – hoffe ich zumindest – liebe Menschen, ganz viel gutes Essen, und ein paar Sachen, die man hier nicht so toll machen kann. Besonders freu’ ich mich auf Sauna (Sauna … eine längere Geschichte hier auf der Insel ;) ) und noch mehr auf Ski fahren mit meinem alten Sportgrundkurs inklusive Lehrerin. Zu Silvester werde ich wieder hier sein, mit Besuch aus Deutschland. Und es wird hier die Hölle los sein, es sind dann quasi alle wieder hier. Das wird ne Party … Angeblich ist Silvester („Hogmanay“) in Edinburgh ähnlich toll wie in Sydney oder *hust* New York (naja, das ist vielleicht a bissl vermessen). Aber es wird auf jeden Fall aufregend werden! Die komplette Princes Street wird für eine riesige Party gesperrt. Dort gehen wir hin, weil es die Bausparvariante der Silvesterfeiern in Edinburgh ist. Liquidere Leute begeben sich zum Ceilidh in die Assembly Rooms oder zum Galadinner ins Ocean Terminal. Da kann ich dann in zehn Jahren auch zu Fuß hingehen, von meinem Businesspenthouse in Leith. Bis dahin werden wir auch so unseren Spaß haben, da bin ich mir sicher ;).
Das soll es von mir gewesen sein, ihr sollt ja auch schön feiern und es euch gut gehen lassen, statt hier Romane zu lesen. Mir geht es gut, ich bin total zufrieden und freu’ mich auf alles, was kommt :). Da wird der stressige Januar auch halb so wild werden.
Vielleicht finden sich hier ja in ein paar Tagen Bilder vom Skitag am Fellhorn, schau mer mal :).

Macht es gut und lasst es euch gut gehen!

Viele liebe Grüße aus dem weihnachtlichen Edinburgh,
Kolja


Thursday, December 6, 2007

Alltag

Nachdem ich dem Christian vollkommen recht geben musste als er gesagt hat, ich müsse hier öfter mal schreiben und dafür keine solchen Romane wie beim letzten Mal über Dublin (ich konnte euch des Öfteren stöhnen hören … Entschuldigung!!!), sorge ich hiermit für meinen nächsten Bericht. Gleich vorweg: er wird kürzer als der letzte ;).

Die Zeit nach Dublin ist geprägt von wenig aufregenden Sachen. Seit über einer Woche drücke ich mich mehr oder weniger erfolgreich vor einer total ekelhaften Hausarbeit, für die es nicht mal wirklich Literatur gibt. Ich soll mir auf ca. zehn Seiten Gedanken dazu machen, wie denn die britische Gesetzgebung das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten im Krisenfall regelt, oder ob sie sie eher behindert. Toll. Das kann ich ja nicht mal auf Deutsch über die deutsche Gesetzgebung. Das war kein sonderlich cleverer Schachzug von mir, als ich dieses Modul gewählt habe; aber was tut man nicht alles, um daheim ein Semester einzusparen.
Heute hatte ich meine erste Präsentation in diesem Land. Flo und ich haben den Schotten mal gezeigt, wie man so was macht *HUST*. Der Businessplan gedeiht auch ganz prächtig, ist aber tierisch viel Arbeit. Doch will ich euch hier nicht vollheulen, sondern lieber von schöneren Sachen erzählen!

Die Lichtblicke in der Zeit bis Weihnachten kommen nämlich aus dem Bereich „Socialising“. Ein tolles Wort, das kann für so viel herhalten. Letzte Woche war ich z.B. zu einem Spanier aus meinem Englischkurs eingeladen. Ich muss zugeben dass er mir im Unterricht nicht sonderlich sympathisch war; aber als er mich gefragt hat, ob ich kommen möchte, habe ich trotzdem einfach mal bejaht, obwohl ich überhaupt nicht wusste, worauf ich mich einlasse. Es war ein wunderschöner Abend, an dem ich wirklich der einzige Deutsche war (JUHUUUUU! Nichts gegen Landsfrauen und –männer, aber hin und wieder darf man im Ausland auch mal Leute kennenlernen, mit denen man nicht die Muttersprache teilt…), unter ganz vielen Spaniern, ein paar Franzosen und Finnen, und auch Osteuropa war gut vertreten. Pablo (doch ein sehr netter Kerl, da haben erste Eindrücke etwas getäuscht) hat lecker gekocht, und ich habe viele neue Leute kennen gelernt. Hinterher waren wir noch bis ganz schön spät (fast schon früh) weg, sodass der Abend richtig gut abgerundet wurde.
Wie bereits beim letzten Mal erwähnt war letzten Freitag „St. Andrews Day“. Meine umfangreichen Recherchen haben ergeben, dass St. Andrews – wer hätte es gedacht – der Schutzheilige der Schotten ist. Zur Feier des Tages gab es freien Eintritt in alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Clever wie wir sind haben wir uns das nicht zweimal sagen lassen und haben bei strömendem Regen Holyrood Palace, also die Residenz der Queen in Schottland, und natürlich das Castle angeschaut. Unter uns: ersteres kann man sich komplett sparen, das Castle ist schon ganz nett – wenn man umsonst reinkommt. Abends waren wir - wenn ich inzwischen immer von „wir“ rede, meine ich damit in den allerseltensten Fällen meine Mitbewohner und mich, sondern z.B. meinen Dublin-Martin oder die Gießen-Connection (drei Mädels aus, naja, Gießen) – unterm Castle und haben einem paradoxen Spektakel beigewohnt. In einem großen Bierzelt hat eine Sambaband den Schotten eingeheizt, und zwar mit einer Mixtur aus traditioneller schottischer Musik und eben Samba. Das klang seeehr interessant … Aber war echt gut! Eben mit dieser Gießen-Connection war ich am Sonntag im Bierkeller (heißt wirklich so; in den Regalen stehen Flaschen von fast jedem bayrischen Bier) eines Kult-Pubs von Edinburgh, dem „Frankenstein’s“, beim Karaoke. Nein, ich habe nicht gesungen, um das gleich mal klar zu stellen. Es war trotzdem eine Mordsgaudi, die dringend wiederholt werden muss!

Morgen Abend ist der Napier University Christmas Ball, für den sich dann endlich mal der mitgebrachte feine Zwirn lohnt. Was wir uns vom Ball selbst versprechen sollen wissen wir allerdings noch nicht … Skepsis ist angesagt. Ich werde es beim nächsten Mal mitteilen!

Bevor ich diesen Eintrag beende, um nicht wieder bis sonstwohin abzuschweifen, muss ich mich aber noch schnell freuen. Nachdem ich letzte Woche beim Makler war und mir habe anmerken lassen, dass ich ziemlich stinkig bin – ja, das kann sogar ich, und inzwischen auch auf Englisch – ist heute nach sage und schreibe zehneinhalb Wochen die Lösung für unser Waschmaschinendesaster in Form einer neuen Maschine geliefert worden. Was für ein tolles Gefühl!

Wenn ich das hier so lese scheint es bei mir wohl doch nicht so langweilig zu sein. Das wird sich bis Weihnachten auch nicht mehr ändern, so wie es aussieht, und dann komme ich für ein paar Tage heim – direkt unter den Christbaum. Darauf freu ich mich schon tierisch, wenn ich endlich wieder wenigstens ein paar von euch sehen kann!

Bis bald wieder, viele Grüße aus dem ganz schön vorweihnachtlichen Edinburgh!