Saturday, May 10, 2008

Frühlingsausbruch im Uniendspurt

Mir geht’s grad sehr gut, und das will ich hier kurz kund tun :)!
Langsam gehe ich in den Endspurt meiner Zeit hier über, was an und für sich ganz schön traurig ist. Unglaublich, in eineinhalb Monaten bin ich zurück … Im Moment genieße ich die Zeit hier aber noch voll, und die Stadt gibt sich die allergrößte Mühe, einen bleibenden gigantischen Eindruck zu hinterlassen. Mitte letzter Woche ist der Frühling hier ausgebrochen. War die Stadt bisher wirklich schön, so ist sie jetzt ein gigantisch schönes blühendes und grünes Meer. Wir wussten gar nicht mehr, wie sich Sonne auf der Haut anfühlen kann. Schrittweise konnte ich dann erst im T-Shirt, dann in kurzer Hose joggen gehen, und vorgestern sind Simon und ich dann in komplett kurzer Montur bei wolkenlosem Himmel durch die Stadt und in den Park gezogen. Klingt vielleicht lächerlich, dass ich das extra erwähne, aber seit wir hier Ende September angekommen sind war es immer nur kalt und windig. Die Grillsaison ist auch eingeläutet worden, was dazu geführt, hat, dass uns wirklich jeder Schotte, der vorbei gelaufen ist, dumm angeschaut hat. Scheinen die hier nicht gewohnt zu sein … Always those bloody Germans! Bilder vom Edinburgher Frühling gibt’s in der Galerie zu bestaunen; hoffentlich kann ich den ein oder anderen neidisch machen ;).
Diese Woche hatte ich an der Uni meine letzten Vorlesungen. Und das ist auch ganz gut so, weil den Dozenten so langweilig ist, dass sie uns die größten Neuigkeiten erzählen. „Fangt rechtzeitig mit Lernen an, schaut wann ihr wo Prüfung habt, und nehmt sicherheitshalber einen Bus früher.“ Herzlich Willkommen im dritten Studienjahr. Allerdings haben wir auch alle Hausarbeiten, die ich dieses Semester produziert hab’, innerhalb von zwei Tagen zurückgekriegt, und ich kann doch ziemlich zufrieden mit meiner Performance sein ;).
Gestern Abend fand dann das gesellschaftliche Großereignis des Semesters statt: Simon und ich hatten zur International Dinner Party 2 geladen. Im Dezember gab es die erste Ausgabe bei den anderen Weingärtnern, und wir wollten uns noch revanchieren, bevor alle in alle Himmelsrichtungen und vor allem nach Süden verschwinden. Die Grundidee war, dass jeder Gast etwas Heimatlandtypisches mitbringt. Und mit Stolz können wir behaupten: wir haben es geschafft, die Internationalen in der Mehrheit zu halten! Neben unseren Krautspatzen gab’s Quiche, Salate, Gratin und Mousse au Chocolat. Ja, es waren viele Franzosen da. Die ersten Gäste sind erst um 2 gegangen, was wohl bedeutet, dass es ein toller Abend für jeden war :). Jetzt müssen wir noch rausfinden, was Teppichreiniger auf Englisch heißt, dann können wir am 26.6. auch die Schlüssel zur Wohnung guten Gewissens abgeben. Bilder mit Gesichtern zu den Namen, die ich hin und wieder mal hier oder im Gespräch erwähnt habe, gibt’s auch in der Galerie zu sehen.

Das war eine kleine Zwischenmeldung von hier, bevor es in die Prüfungszeit geht. In den nächsten Tagen könnte es passieren, dass Simon und ich irgendwo Rennräder ausleihen, ansonsten stehen keine aufregenden Aktionen an.

Viele liebe Grüße aus dem Mandelblütenland,

Kolja

Sunday, April 20, 2008

Schande ...


... über mein Haupt. Jedes Mal, wenn ich hier etwas schreibe, gelobe ich Besserung bezüglich der Häufigkeit meiner Einträge. Wieder habe ich es nicht geschafft, und ich entschuldige mich bei allen, die hier hin und wieder enttäuscht vorbei geschaut haben sollten. Dass ich nichts geschrieben habe liegt zum Einen daran, dass es zwischendrin nicht wirklich was zu berichten gab, obwohl das am Ende dieses Eintrags, wenn alles schön zusammen gerafft ist, wohl anders aussehen mag. Und zum Anderen hatte ich zwischendrin einfach keine Zeit für den ein oder anderen guten Eintrag. Hier kommt jetzt also geballt, aufgeteilt und gut selektiert, was in den letzten zweieinhalb Monaten so passiert ist, Hand in Hand mit neuen Bildern im Album.

Uni:
… ist ja der Grund, warum ich eigentlich hier bin und was mich teilweise ziemlich auf Trab hält. Ende Februar haben wir die Ergebnisse vom ersten Semester bekommen, und die können sich wirklich sehen lassen. A bissl geärgert habe ich mich wegen dem Business Plan, der so viel Arbeit war und dann dank des pedantischen Dozenten doch die schlechteste Note war.
Im jetzigen Semester habe ich mich bei der Wahl der Fächer ganz clever angestellt, zumindest was die Tatsache angeht, dass ich jetzt nur drei Tage pro Woche an der Uni bin, und das von Montag bis Mittwoch. Das hat sich so ergeben, weil wir in der ersten Woche fluchtartig noch ein Modul verlassen haben, das mich vom Niveau her eher ans Planspiel Börse in der 10. Klasse als an eine Universität erinnert hat. Nachdem ich das schleunigst geändert hatte sind meine Fächer jetzt „Innovation, Creativity and Enterprise“ (Aufgabe: mit Flo zusammen schauen, wie innovativ und kreativ unsere ZF-Halle ist), „International Business Europe“ (Hausarbeit: Sollte die Türkei der EU beitreten?), „Strategic Management“ (Hausarbeit: Was unternimmt BMW strategisch, dass die Firma so erfolgreich ist; ein sehr interessantes Fach so nebenbei bemerkt), und last but not least das Touri-Modul „Scottish Culture and Society“ (Hausarbeitsthema muss ich mir langsam mal aussuchen). Das Ganze reicht völlig, um gut beschäftigt zu sein, wenn man die Hausarbeiten ordentlich abgeben möchte. Ich weiß nicht was passiert ist, jedenfalls treff’ ich kaum noch Leute an der Uni, was dieses Semester auch weniger gesellig macht als das letzte. Neue Leute sind auch kaum gekommen, und Giessener hab ich ja überhaupt noch nicht gesehen ;).
In nicht mal mehr zwei Monaten bin ich hier fertig mit Studieren und halte meinen ersten Uniabschluss in den Händen. An den Gedanken hab ich mich noch überhaupt nicht gewöhnt …


Besuch:
Mehr noch als die Uni haben mich allerdings meine Besucher auf Trab gehalten ;). Jeder soll ja sehen, wie schön die Stadt und das Land sind, also war ich mit allen viel unterwegs. Das war auch für mich sehr schön, weil ich mit lieben Leuten sehr schöne Sachen unternommen hab. Im Detail:
Ende Februar war die Anka für fünf Tage hier. Neben einem traumhaften Ausflug zum Loch Lomond (siehe Bilder) mit Simon und seinem Besuch sind wir stundenlang in und um Edinburgh spazieren gegangen. Besonders schön war mal wieder der Water of Leith Walk, einmal quer durch die Stadt am Fluss entlang, durch ruhige und sehr abwechslungsreiche Viertel zur Endstation Meer. Krönender Abschluss von Ankas Besuch waren selbstgemachte Kässpätzle :). Vielen Dank für die tollen Gespräche mit dir, Anka!
Ungefähr 20 Minuten nachdem ich die Anka zum Bus in Richtung Flughafen Glasgow gebracht hatte sind Roman und Michi gelandet, also im wahrsten Sinne des Wortes ein fliegender Wechsel. Nach zwei Abenden und Tagen in Pubs und in der Stadt mit dem vollen Programm haben die beiden sich das zweithässlichste Auto der Welt, einen Nissan Micra, gemietet und sind für ein paar Tage in die Highlands abgedüst. Zeit für mich, mich dem potentiellen EU-Beitritt der Türkei und allerlei anderem Chaos zu widmen. Sonderlich viel Glück mit dem Wetter hatten sie leider nicht (Schneeeeee), weswegen sie früher als geplant zurück kommen mussten. So schlimm war’s dann aber doch nicht, denn an diesem Samstag haben in Edinburgh im Rahmen des „6 Nations Cup“ – so was wie eine Rugby-Europameisterschaft – Schottland gegen England gespielt. Im Fußball wäre das ungefähr mit Schweiz – Brasilien vergleichbar. Den Schotten ist das Resultat im Allgemeinen egal, wichtig ist nur dass sie einen Anlass zum Kilt tragen und Bier trinken haben. Nicht so an diesem Tag, an dem der Erzfeind England zum ersten Mal seit 18 Jahren mit einem souveränen 15:5 besiegt wurde. Da war was in der Stadt los …
Vor ein paar Tagen war dann die Claudia hier, welche ich aus Weingarten kenne.
In kürzester Zeit haben wir sehr viel gesehen und gemacht, wobei sich die Neuentdeckungen für mich inzwischen schon sehr in Grenzen halten ;) So groß sind Edinburgh und Umgebung halt auch nicht, um jedes Mal was Neues zu finden. Am letzten Tag hat es dann aber doch noch geklappt: der Royal Botanic Garden, entstanden 1670 (demzufolge hat er riesige und uralte Bäume), ist aus dem Winterschlaf erwacht. In nächster Zeit werde ich da wohl wohnen und euch vielleicht mit tollen Bildern von allerlei exotischen Gewächsen versorgen, weil der Garten unglaublich groß und schön ist! In riesigen Gewächshäusern wird auch geforscht (siehe der Zitronenbaum in meiner Bildergalerie – ob die Zucht wohl mit rechten Dingen zugegangen ist?).


Paris:
Paris hat mit Schottland nichts zu tun, richtig. Aber zur Abwechslung ist ein bisschen kontinentaleuropäische Kultur auch mal nett, und so bin ich mit Paulina über Ostern von Samstag bis Donnerstag etwas französisches Flair genießen gegangen. Die ersten beiden Tage haben wir bei ihrer Tante, deren Mann und Kind verbracht, 70km außerhalb vom Zentrum in einer wunderschönen Gegend an der Seine, im Val d’Oise. Sehr interessant war die Sprachkonstellation: alle außer mir sind Polen, und Polnisch ist jetzt nicht gerade meine Stärke. Paulina spricht perfektes Englisch, die beiden anderen Erwachsenen haben es auch sehr gut drauf. Nur die Kleine leider nicht, sie spricht nur Polnisch und Französisch. Es gab also immer irgendjemanden, der nichts verstanden hat. Netterweise haben Editha und Karol (welche überhaupt supernett waren!) mit mir meistens Englisch oder Französisch gesprochen, während ich mit der kleinen Julia nur Französisch reden konnte. Dann war Paulina raus ;). Irgendwie hat das Ganze aber problem- und reibungslos funktioniert. Richtig gut gefallen hat mir der Ausflug in die Pampa mit kleinen Käffern an der Seine, wo die Tour auch schon öfter durchgerollt ist.
Ab Montagnachmittag haben uns die drei in die Stadt gefahren, wo wir gleich mal den Eiffelturm angesteuert haben. Abends sind wir, dann alleine und nach dem Beziehen der Unterkunft, durch das Viertel Montmartre (hier spielt „Die fabelhafte Welt der Amelie“) geschlendert und haben den nächtlichen Blick von Sacre Coeur über die Stadt genossen :). Der Dienstag hat grandios angefangen, als wir dumme britische Touristen vergessen hatten die Uhr umzustellen und das Frühstücksbuffet um ne knappe Stunde verpasst haben. Dann sind wir glaube ich durch die ganze Stadt gelaufen, um Eindrücke zu sammeln und etwas rumzukommen. Place de la Concorde, Louvre von außen, Notre Dame, Studentenviertel rund um die Université de Sorbonne … Alles liegt schön beieinander und hat sehr viel Charme, sodass die Zeit verfliegt. Der nächste Tag wurde größtenteils dem Louvre gewidmet (Grüße von Mona an dieser Stelle), wo wir zwei Studenten von unserer Uni in Edinburgh über den Weg gelaufen sind. Neu war für mich, dass im Louvre Bilder von einem Künstler aus Langenargen am Bodensee aushängen. Farblich hat er die Landschaft dort leider nicht wirklich getroffen, außer er hat unter einer Hochnebeldecke gemalt. Das kulinarische Highlight des Trips fand an diesem Abend statt, als wir in Montmartre den besten Salat der Welt gegessen haben, bedeckt mit gigantischen Bratkartoffeln. Jaja, worüber man nicht alles froh sein kann, wenn man Inselessen gewohnt ist … ;)
Am nächsten und gleichzeitig letzten Tag gab es ein kleines Kontrastprogramm aus künstlerischer Sicht: statt dem ganzen klassischen Zeugs im Louvre haben wir ein bisschen moderne Kunst im Centre Pompidou angeschaut, von den Herren Picasso, Kandinsky und Dali. Das ist schon eher meins … Last but not least hat es der große Tour-Fan Kolja auf dem Weg zum Flughafenbus sogar noch auf die Champs Elysees und zum Triumphbogen geschafft. Unter dem riesigen Bogen, der auf einen kleinen größenwahnsinnigen General im frühen 19. Jahrhundert zurückzuführen ist, stand zum Abschied eine Militärkapelle und hat uns mit der Marseillaise beglückt.
Das klingt jetzt nicht nach einem sonderlich umfangreichen Programm, aber ich weiß ja dass ich irgendwann wieder nach Paris zurückkomme :). Jeder der schon da war versteht das sicherlich!


Sonstiges:
Was gibt’s sonst noch, was in keine Kategorie passt?
Ich könnte zum Beispiel erwähnen, dass ich mit einem alten Grundprinzip von mir gebrochen habe und mich Anfang Februar ins Fitnessstudio der University of Edinburgh eingeschrieben habe. Das hat zum Einen den Vorteil dass ich im Juni nicht vom Rennrad fallen werde und zum Anderen, dass ich ziemlich günstig squashen kann :). Zugegebenermaßen hab ich sogar einmal so ein Muckibudentraining mitgemacht, aber das passiert mir nicht mehr oft.
Sogar hier wird’s Frühling, was sich darin äußert dass das Land mit Osterglocken überflutet ist (die Autobahnen sind links uns rechts nur gelb) und man sich, wenn man tapfer ist, mal ohne Jacke aus dem Haus trauen kann. Mit dem Simon werd’ ich mir bald mal ein Radl ausleihen und ein bisschen aus der Stadt rausfahren. Die Klettersachen haben wir jetzt auch wieder aus der Abstellkammer gezogen, nachdem sie da seit Anfang Dezember vor sich hin gemüffelt haben.
Nachdem das Ende unserer Zeit hier mit großen Schritten näher rückt haben wir uns auch Gedanken gemacht, wann wir denn eigentlich zurück kommen werden. Im Moment sieht’s so aus als ob Simon und ich Ende Juni, wenn unser Mietvertrag ausläuft, wieder mit Sack und Pack on the road gehen und mich Deutschland dann wieder hat.


So, das war’s jetzt aber. Wer jetzt noch Fragen hat darf sie sehr gerne stellen :). Die nächste Zeit wird geprägt sein von zwei Hausarbeiten, aufregende Ereignisse sind leider nicht absehbar. Ich hoffe dass ich Euch mit dem Eintrag eine kleine Freude bereiten konnte und Ihr jetzt wieder wisst, dass ich noch am Leben bin. Ich geh’ jetzt mal vom Fensterbrett runter, nicht dass ich mir noch einen Sonnenbrand in Schottland einfang’. Da wär’ ich sicher der Erste …

Viele liebe Grüße aus dem immer noch wunderschönen Schottland,

euer Kolja

Friday, February 1, 2008

Der erste richtige Ausflug

Wie versprochen lässt meine nächste Meldung nicht so lang auf sich warten, denn ich hab’ was zu berichten :). Wie bereits erwähnt haben wir sagenhafte zwei Wochen Semesterferien, die wir auch irgendwie sinnvoll nutzen wollten. Wir sind in diesem Fall Simon, Flo und ich, weil sich Oli und Stevie baldmöglichst nach Prüfungsende in die jeweilige Heimat aufgemacht hatten.
Schottland ist ja nicht sonderlich groß; nur etwas größer als Bayern, hat aber statt über zwölf Millionen Einwohnern nur knappe fünf. Die meisten davon wohnen in den sogenannten Central Lowlands, also der Gegend zwischen Glasgow und Edinburgh. Der Rest hat sich hauptsächlich an den Küsten angesiedelt, demzufolge muss ja im Landesinneren, in den Highlands, genau was sein? Richtig: ziemlich viel Nichts. Ob das wirklich so ist wollten wir in einem dreitägigen Trip herausfinden. Nachdem Flo spontan abgesprungen war haben wir noch die Alex (wohnt in Kempten, studiert in Weingarten, welch ein Zufall) und Audrey, meine Lieblingsfranzösin, mitgenommen.
Los ging’s über die Forth Bridge (eine sehr beeindruckende Hängebrücke, Bilder wird’s sicher irgendwann mal davon geben) und an der Ostküste hoch, auf kleinen Touri-Routen zum ersten Ziel: St. Andrews. Das mag dem ein oder anderen bekannt vorkommen, entweder weil er die Bunte liest oder weil er Golfer ist. Prince William hat hier studiert; vielleicht wegen den weltberühmten Golfplätzen, von denen im Moment der 10. im Bau ist. Das Kaff selbst ist schon ganz nett, aber einen Ausflug dahin muss man nicht extra machen. Leider waren auch da Semesterferien, also absolut tote Hose. Wir wollten auch mal in die Eliteuni gehen, sind da aber nicht mal bis auf’s Klo gekommen. Vielleicht ist es doch gut, dass wir in Edinburgh sind …
Als nächstes Ziel hatten wir Dunnottar Castle, kurz vor Aberdeen, angepeilt. Die Lage ist wunderschön, das Castle wohl auch (Rosamunde Pilcher lässt grüßen). Leider ist uns recht bald der Portier entgegengekommen, der sich immerhin ein gebrummeltes „Closed“ entringen konnte.
Übernachtet haben wir in der Ölstadt Aberdeen. Der Stadt geht es sichtlich gut, denn hier beginnt die Erdölförderung in der Nordsee. Alles ist sauberer als in Edinburgh, leider aber auch grauer: ihr Spitzname ist „Granite City“. Das Cleverste, was man in Aberdeen überhaupt anstellen kann, ist ein Autohaus für Marken aus Stuttgart, München und Ingolstadt aufzumachen. Das größte Problem der Autofahrer da oben scheint zu sein, ob sie sich den 4,2-Liter-Motor einbauen lassen sollen oder ob es die 4,0-Liter-Maschine auch tut (Wie war das noch mal in Kambodscha, Thomas? Ist das da ähnlich ;)?). Mal davon abgesehen hat Aberdeen zwar ein nettes Stadtbild, sonst aber nicht viel zu bieten. Einzig und allein die Fischauktion, die angeblich jeden Morgen am Fischmarkt stattfindet, soll wirklich sehenswert sein. Nachdem wir da extra hingelatscht sind mussten wir aber feststellen, dass entweder die Nordsee leer gefischt ist oder alles nach ner Stunde ausverkauft war, jedenfalls war nix.
Nach dem Flop haben wir uns ins Auto gesetzt und sind ins Landesinnere gefahren. Und da hat es angefangen: das Nichts. Das mag vielleicht negativ klingen, aber es hat einen unglaublichen Reiz, kilometerlang auf irgendwelchen sich schlängelnden Ministraßen zu gurken und keine Menschenseele zu sehen. Ein Spaziergang, um diese Reize und die Weite wirklich aufzunehmen, war dank des heftigen Schneegestöbers leider nicht so empfehlenswert.
Die nächste halbwegs zivilisierte Region, in der wir angekommen sind, heißt Speyside. Die Besonderheit: innerhalb von ein paar Quadratkilometern gibt es 46 Whisky-Distilleries, die höchste Dichte weltweit. Klar war, dass wir eine besichtigen wollten. Wir standen vor der wohl berühmtesten, Glenfiddich, aber das war schon arg touristisch. Simon als alter Kenner lotste uns zu einer kleineren Distillery in Aberlour (sprich: Äbrrlaua), und das hat sich voll gelohnt! Wir kamen zwar etwas zu spät zu einer Führung, aber der Chef hat uns noch hingefahren. Der Tourführer (Julian) war glaube ich sehr froh um uns, denn außer uns war nur ein walisisch-englisches Pärchen da, die etwas … schüchtern waren. Außerdem ist Frankreich der größte Abnehmer für ihren Whisky, also hat er uns dank Audrey schnell ins Herz geschlossen. Es waren dann sehr interessante und unterhaltsame zwei Stunden, in denen wir erfahren haben, wie Whisky gemacht wird (sehr kompliziert, eieiei …). Erschreckend: in der ganzen, gar nicht mal kleinen Distillery arbeiten nur 5 Leute inklusive Chef und Führer, im 3-Schicht-Betrieb, sieben Tage die Woche. Der PC kontrolliert die Qualität, alles läuft von selbst. Am Ende der Führung gab es dann natürlich Kostproben. Normalerweise scheint man eine zu bekommen, in dieser Distillery waren es aber gleich sechs. Ich bin gefahren, Simon hat’s gefreut. Beim gemütlichen Kosten und Ratschen musste Julian dann gestehen, dass er, obwohl er mitten in Schottland in einer urschottischen Scotch-Distillery arbeitet, ein Englishman ist. Das war dann schon ein ziemlich guter Gag, wenn man bedenkt, wie sehr vor allem die Schotten die Engländer mögen. Auf einem uralten Gesetz, das den Schotten aufoktroyiert wurde, beruht zum Beispiel die Tatsache, dass auf Scotch Whisky 70% Steuern an die Britische Regierung anfallen. Damit macht man sich in diesem Land sicher nicht beliebt …
Die Nacht haben wir in Inverness, dem Tor zum hohen schottischen Norden, verbracht. Über die Stadt gibt es nix zu sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Wanderer aus den nördlichen Highlands und von den Hebriden ziemlich froh sind, wenn sie zumindest dieses Stückchen Zivilisation mal wieder sehen können.
Nebendran liegt Loch Ness, und auch darüber gibt es leider nichts zu sagen … Ist halt ein Loch wie jeder andere hier auch, ich gewöhn’ mich langsam daran. Ausnahmsweise hat am Loch aber die Sonne geschienen :).
Von dort aus ging es dann einmal quer durch die Insel und die südlichen Highlands bei Regen und Schnee zurück nach Edinburgh. Und hier hat man dann wirklich gesehen, dass es dort wirklich außer wunderschönen Hügeln und Bergen, Wäldern, Seen und vielleicht Schafweiden NICHTS gibt.
Und genau das will ich, wenn es wärmer und sommerlicher wird, unbedingt mal zu Fuß erforschen und erfahren. Das muss so wunderbar und magisch sein, wenn im Umkreis von Kilometern kein Mensch und nur traumhafte Natur ist. Das hab’ ich auf dem Trip festgestellt, und auch wenn meine Beschreibungen vielleicht teilweise etwas negativ klingen (es war halt auch absolute Nebensaison) waren es super drei Tage mit viel schönen Erlebnissen und toller Gesellschaft! Kann ich nur empfehlen!

Einen weiteren Ausflug lässt das fette Sturmtief über der Nordsee nicht zu, hier ist es total ekelhaft kalt, windig, nass und grau. So wird dann am Montag das neue Semester anfangen, auf das ich mich aber auch schon sehr freu’ :).

Viele liebe Grüße aus einem Land, das ich jetzt zum Glück schon a bissl besser kenne! Eindrücke gibt's in meiner Bildergalerie im Set "Highlands", denn Bilder sagen ja noch einiges mehr ...

Wednesday, January 23, 2008

Lebenszeichen

Ohhhh, es ist höchste Zeit für ein Update, sonst passiert mit meinem Blog das gleiche wie mit denen meiner Mitbewohner ;); aber das wird auf keinen Fall passieren, versprochen! Es kann ja net sein dass hier monatelang „Merry Christmas“ steht.

Was ist seit dem letzten Eintrag passiert? Sehr viel eigentlich, weswegen ich auch kaum Gelegenheit zur Blogpflege gefunden hab’. Vorne angefangen: ich war über Weihnachten daheim, wie angekündigt. Es war ne wunderbare Zeit, mit viel gutem Essen, noch mehr netten Leuten und auch viel Spaß, z.B. auf dem Nebelhorn. Am 30. bin ich dann schon wieder in Edinburgh gelandet, um hier Silvester mit meinen Mitbewohnern und unseren Gästen, Mareen und Marion, zu feiern. Hierzu sind wir, leider viel zu spät, auf die Princes Street zur Street Party gegangen: jetzt weiß ich, wie sich Sardinen in der Dose wohl fühlen müssen. Das Feuerwerk war zwar total schön, aber leider nach ungefähr einer Minute vorbei. Aber wenigstens war ist man da auch mal gewesen ;). Die Mädels haben sich dann ihrer Neugier hingegeben und mitten auf der Princes Street ein paar Kerle in Kilts angesprochen, was die denn drunter haben; natürlich nur zu Evaluationszwecken. Wer das Resultat wissen will muss schon selbst herkommen und fragen ;). Die restlichen Tage mit den beiden haben immer mit einem gemütlichen Frühstück angefangen, sind mit einem schönen Ausflug in die Stadt oder Umgebung weitergegangen – für mich neu war Cramond Island, das werde ich in Zukunft keinem Besucher mehr vorenthalten – und haben in einem Club oder Pub aufgehört. War ne schöne Zeit mit euch :).

Bis letzte Woche stand dann die Uni ganz massiv im Vordergrund, das Semester wollte abgeschlossen werden. Hierzu musste ich für Englisch ein Szenario für eine Geschäftsverhandlung entwerfen und die Verhandlung dann mit einem mir eventuell unbekannten Gegenüber auch durchführen. Sonderlich kreativ war ich beim Entwurf des Szenarios nicht: ich habe mich auf das besinnt, wovon ich Ahnung habe und meinem Gegenüber, welches Besitzer einer Fahrradladenkette an der Côte d’Azur ist, als Vertriebschef von Stevens Bikes (mein Rennradhersteller, zur Info) meine Rennräder angedreht. Zum Glück hatte ich leichtes Spiel: mein Gegenüber war meine Englisch-Dozentin und sie hat mir gleich am Anfang gesagt, dass sie mir alles abkauft. Da hab’ ich wohl was richtig gemacht . Am nächsten Tag mussten Flo und ich den Business Plan für unsere fiktive Unternehmensberatung abgeben, das hat auch noch Zeit ohne Ende gefressen - mit dem Resultat (35 Seiten) simmer aber schon sehr zufrieden. Danach stand dann Lernen für die einzige Prüfung des Semester in International Business auf dem Plan (ja, NUR eine. Lacht ruhig, ich hab’ kein schlechtes Gewissen ), welche glaube ich auch ziemlich gut gelaufen ist. Der krönende Abschluss des Semesters war dann unsere Präsentation über den Business Plan. Wir haben uns mit der ganzen Sache so viel Mühe gegeben, und als wir in den Raum gekommen sind, hat uns unser Dozent viel Glück und einen schönen Abend gewünscht und ist abgehauen. Stattdessen haben uns zwei andere Typen sehr interessiert zugehört; der eine war total nett, der andere war freundlich. Das war auch nötig, weil er auf den ersten Blick sämtliche Schwächen in unserem Plan gesehen hat und mit einer bewundernswerten Treffsicherheit jede einzeln angesprochen hat: ob wir eine Marktsegmentierung durchgeführt haben (pfffffft), ob wir die 100 Pfund (PEANUTS ;)) für Versicherung pro Monat berücksichtigt haben, ob wir die Uni um Erlaubnis gefragt haben. Hallo? Das Ding war rein fiktiv! Ich glaub’ wir waren trotzdem nicht schlecht. Der hätte auch einfach froh sein können, dass wir ihm nicht die 170. Variante eines Saftladens – sehr beliebt weil einfach aufzuziehen – präsentieren. Naja.

Ja, und jetzt habe ich ungefähr zwei Wochen unifrei. Die ersten Tage sind ziemlich gemütlich und mit recht viel sozialem Kontakt vonstatten gegangen. Meine neuen deutschen Freunde – Martin und die Gießen-Connection – verlassen in diesen Tagen fast fluchtartig das Land, um in Deutschland weiter zu studieren. Dementsprechend gibt es Abschiedspartys, am Samstag waren Flo und ich auch auf den Geburtstag von Rudina, einer Albanerin aus unserem Englischkurs, eingeladen. Das war ne recht „poshe“ Angelegenheit in einer der edelsten Weggehgegenden hier. Ich glaube, Rudinas Freund hat an dem Abend das BIP einer albanischen Kleinstadt in der Bar gelassen.

So, das ist im Moment der Stand der Dinge. Am 4. Februar fängt das neue Semester an, und das bedeutet für mich, dass meine Zeit in Edinburgh (zumindest vorerst) schon zur Hälfte abgelaufen ist. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, sind wir doch gerade erst hier angekommen. Die Grobplanung für die nächsten Monate sieht ungefähr so aus: nächste Woche könnte es passieren, dass wir einen Trip in die Highlands oder auf die Isle of Skye machen (nein, in „Skye“ fehlt kein „p“), es haben sich schon mehrere Besuche angekündigt und gebucht, London wird auf dem Programm stehen und vielleicht auch noch eine andere europäische Stadt wie Prag, Oslo oder Paris, wo man dank des Billigfliegerdrehkreuzes Edinburgh für ungefähr umsonst hinkommt.
Studieren werde ich auch noch, keine Angst. Das mit dem intelligenten Stundenplan hat leider nicht so gut geklappt, sodass ich, wenn ich in jede Vorlesung gehe, von Montag bis Freitag in der Uni bin. Das ist leider viel mehr Zeit, als ich eigentlich geplant hatte … Nebenbei mache ich mir Gedanken über die Zeit nach Edinburgh. Für mich ist eigentlich klar dass jetzt das Praxissemester kommen muss; nur muss ich mir überlegen, in welchem Land und in welcher Branche. Deutschland, Frankreich, Spanien, UK, oder doch was ganz anderes? Will ich was mit Solaranlagen zu tun haben oder dafür sorgen, dass ich mir ne gesunde Basis für den Posten als Audi-Vorstandschef schaffe? Oder bleibe ich ganz einfach am Bodensee? Gut dass ich noch etwas Zeit zum Überlegen habe ;).

Wie auch immer alles weitergeht, mir geht es total gut und niemand muss sich Sorgen um mich machen:). Die nächste Meldung hier im Blog wird nicht erst in vier Wochen sein, das verspreche ich hoch und heilig!
Viele Grüße aus dem frühlingshaften Edinburgh!!!