Saturday, May 10, 2008

Frühlingsausbruch im Uniendspurt

Mir geht’s grad sehr gut, und das will ich hier kurz kund tun :)!
Langsam gehe ich in den Endspurt meiner Zeit hier über, was an und für sich ganz schön traurig ist. Unglaublich, in eineinhalb Monaten bin ich zurück … Im Moment genieße ich die Zeit hier aber noch voll, und die Stadt gibt sich die allergrößte Mühe, einen bleibenden gigantischen Eindruck zu hinterlassen. Mitte letzter Woche ist der Frühling hier ausgebrochen. War die Stadt bisher wirklich schön, so ist sie jetzt ein gigantisch schönes blühendes und grünes Meer. Wir wussten gar nicht mehr, wie sich Sonne auf der Haut anfühlen kann. Schrittweise konnte ich dann erst im T-Shirt, dann in kurzer Hose joggen gehen, und vorgestern sind Simon und ich dann in komplett kurzer Montur bei wolkenlosem Himmel durch die Stadt und in den Park gezogen. Klingt vielleicht lächerlich, dass ich das extra erwähne, aber seit wir hier Ende September angekommen sind war es immer nur kalt und windig. Die Grillsaison ist auch eingeläutet worden, was dazu geführt, hat, dass uns wirklich jeder Schotte, der vorbei gelaufen ist, dumm angeschaut hat. Scheinen die hier nicht gewohnt zu sein … Always those bloody Germans! Bilder vom Edinburgher Frühling gibt’s in der Galerie zu bestaunen; hoffentlich kann ich den ein oder anderen neidisch machen ;).
Diese Woche hatte ich an der Uni meine letzten Vorlesungen. Und das ist auch ganz gut so, weil den Dozenten so langweilig ist, dass sie uns die größten Neuigkeiten erzählen. „Fangt rechtzeitig mit Lernen an, schaut wann ihr wo Prüfung habt, und nehmt sicherheitshalber einen Bus früher.“ Herzlich Willkommen im dritten Studienjahr. Allerdings haben wir auch alle Hausarbeiten, die ich dieses Semester produziert hab’, innerhalb von zwei Tagen zurückgekriegt, und ich kann doch ziemlich zufrieden mit meiner Performance sein ;).
Gestern Abend fand dann das gesellschaftliche Großereignis des Semesters statt: Simon und ich hatten zur International Dinner Party 2 geladen. Im Dezember gab es die erste Ausgabe bei den anderen Weingärtnern, und wir wollten uns noch revanchieren, bevor alle in alle Himmelsrichtungen und vor allem nach Süden verschwinden. Die Grundidee war, dass jeder Gast etwas Heimatlandtypisches mitbringt. Und mit Stolz können wir behaupten: wir haben es geschafft, die Internationalen in der Mehrheit zu halten! Neben unseren Krautspatzen gab’s Quiche, Salate, Gratin und Mousse au Chocolat. Ja, es waren viele Franzosen da. Die ersten Gäste sind erst um 2 gegangen, was wohl bedeutet, dass es ein toller Abend für jeden war :). Jetzt müssen wir noch rausfinden, was Teppichreiniger auf Englisch heißt, dann können wir am 26.6. auch die Schlüssel zur Wohnung guten Gewissens abgeben. Bilder mit Gesichtern zu den Namen, die ich hin und wieder mal hier oder im Gespräch erwähnt habe, gibt’s auch in der Galerie zu sehen.

Das war eine kleine Zwischenmeldung von hier, bevor es in die Prüfungszeit geht. In den nächsten Tagen könnte es passieren, dass Simon und ich irgendwo Rennräder ausleihen, ansonsten stehen keine aufregenden Aktionen an.

Viele liebe Grüße aus dem Mandelblütenland,

Kolja

Sunday, April 20, 2008

Schande ...


... über mein Haupt. Jedes Mal, wenn ich hier etwas schreibe, gelobe ich Besserung bezüglich der Häufigkeit meiner Einträge. Wieder habe ich es nicht geschafft, und ich entschuldige mich bei allen, die hier hin und wieder enttäuscht vorbei geschaut haben sollten. Dass ich nichts geschrieben habe liegt zum Einen daran, dass es zwischendrin nicht wirklich was zu berichten gab, obwohl das am Ende dieses Eintrags, wenn alles schön zusammen gerafft ist, wohl anders aussehen mag. Und zum Anderen hatte ich zwischendrin einfach keine Zeit für den ein oder anderen guten Eintrag. Hier kommt jetzt also geballt, aufgeteilt und gut selektiert, was in den letzten zweieinhalb Monaten so passiert ist, Hand in Hand mit neuen Bildern im Album.

Uni:
… ist ja der Grund, warum ich eigentlich hier bin und was mich teilweise ziemlich auf Trab hält. Ende Februar haben wir die Ergebnisse vom ersten Semester bekommen, und die können sich wirklich sehen lassen. A bissl geärgert habe ich mich wegen dem Business Plan, der so viel Arbeit war und dann dank des pedantischen Dozenten doch die schlechteste Note war.
Im jetzigen Semester habe ich mich bei der Wahl der Fächer ganz clever angestellt, zumindest was die Tatsache angeht, dass ich jetzt nur drei Tage pro Woche an der Uni bin, und das von Montag bis Mittwoch. Das hat sich so ergeben, weil wir in der ersten Woche fluchtartig noch ein Modul verlassen haben, das mich vom Niveau her eher ans Planspiel Börse in der 10. Klasse als an eine Universität erinnert hat. Nachdem ich das schleunigst geändert hatte sind meine Fächer jetzt „Innovation, Creativity and Enterprise“ (Aufgabe: mit Flo zusammen schauen, wie innovativ und kreativ unsere ZF-Halle ist), „International Business Europe“ (Hausarbeit: Sollte die Türkei der EU beitreten?), „Strategic Management“ (Hausarbeit: Was unternimmt BMW strategisch, dass die Firma so erfolgreich ist; ein sehr interessantes Fach so nebenbei bemerkt), und last but not least das Touri-Modul „Scottish Culture and Society“ (Hausarbeitsthema muss ich mir langsam mal aussuchen). Das Ganze reicht völlig, um gut beschäftigt zu sein, wenn man die Hausarbeiten ordentlich abgeben möchte. Ich weiß nicht was passiert ist, jedenfalls treff’ ich kaum noch Leute an der Uni, was dieses Semester auch weniger gesellig macht als das letzte. Neue Leute sind auch kaum gekommen, und Giessener hab ich ja überhaupt noch nicht gesehen ;).
In nicht mal mehr zwei Monaten bin ich hier fertig mit Studieren und halte meinen ersten Uniabschluss in den Händen. An den Gedanken hab ich mich noch überhaupt nicht gewöhnt …


Besuch:
Mehr noch als die Uni haben mich allerdings meine Besucher auf Trab gehalten ;). Jeder soll ja sehen, wie schön die Stadt und das Land sind, also war ich mit allen viel unterwegs. Das war auch für mich sehr schön, weil ich mit lieben Leuten sehr schöne Sachen unternommen hab. Im Detail:
Ende Februar war die Anka für fünf Tage hier. Neben einem traumhaften Ausflug zum Loch Lomond (siehe Bilder) mit Simon und seinem Besuch sind wir stundenlang in und um Edinburgh spazieren gegangen. Besonders schön war mal wieder der Water of Leith Walk, einmal quer durch die Stadt am Fluss entlang, durch ruhige und sehr abwechslungsreiche Viertel zur Endstation Meer. Krönender Abschluss von Ankas Besuch waren selbstgemachte Kässpätzle :). Vielen Dank für die tollen Gespräche mit dir, Anka!
Ungefähr 20 Minuten nachdem ich die Anka zum Bus in Richtung Flughafen Glasgow gebracht hatte sind Roman und Michi gelandet, also im wahrsten Sinne des Wortes ein fliegender Wechsel. Nach zwei Abenden und Tagen in Pubs und in der Stadt mit dem vollen Programm haben die beiden sich das zweithässlichste Auto der Welt, einen Nissan Micra, gemietet und sind für ein paar Tage in die Highlands abgedüst. Zeit für mich, mich dem potentiellen EU-Beitritt der Türkei und allerlei anderem Chaos zu widmen. Sonderlich viel Glück mit dem Wetter hatten sie leider nicht (Schneeeeee), weswegen sie früher als geplant zurück kommen mussten. So schlimm war’s dann aber doch nicht, denn an diesem Samstag haben in Edinburgh im Rahmen des „6 Nations Cup“ – so was wie eine Rugby-Europameisterschaft – Schottland gegen England gespielt. Im Fußball wäre das ungefähr mit Schweiz – Brasilien vergleichbar. Den Schotten ist das Resultat im Allgemeinen egal, wichtig ist nur dass sie einen Anlass zum Kilt tragen und Bier trinken haben. Nicht so an diesem Tag, an dem der Erzfeind England zum ersten Mal seit 18 Jahren mit einem souveränen 15:5 besiegt wurde. Da war was in der Stadt los …
Vor ein paar Tagen war dann die Claudia hier, welche ich aus Weingarten kenne.
In kürzester Zeit haben wir sehr viel gesehen und gemacht, wobei sich die Neuentdeckungen für mich inzwischen schon sehr in Grenzen halten ;) So groß sind Edinburgh und Umgebung halt auch nicht, um jedes Mal was Neues zu finden. Am letzten Tag hat es dann aber doch noch geklappt: der Royal Botanic Garden, entstanden 1670 (demzufolge hat er riesige und uralte Bäume), ist aus dem Winterschlaf erwacht. In nächster Zeit werde ich da wohl wohnen und euch vielleicht mit tollen Bildern von allerlei exotischen Gewächsen versorgen, weil der Garten unglaublich groß und schön ist! In riesigen Gewächshäusern wird auch geforscht (siehe der Zitronenbaum in meiner Bildergalerie – ob die Zucht wohl mit rechten Dingen zugegangen ist?).


Paris:
Paris hat mit Schottland nichts zu tun, richtig. Aber zur Abwechslung ist ein bisschen kontinentaleuropäische Kultur auch mal nett, und so bin ich mit Paulina über Ostern von Samstag bis Donnerstag etwas französisches Flair genießen gegangen. Die ersten beiden Tage haben wir bei ihrer Tante, deren Mann und Kind verbracht, 70km außerhalb vom Zentrum in einer wunderschönen Gegend an der Seine, im Val d’Oise. Sehr interessant war die Sprachkonstellation: alle außer mir sind Polen, und Polnisch ist jetzt nicht gerade meine Stärke. Paulina spricht perfektes Englisch, die beiden anderen Erwachsenen haben es auch sehr gut drauf. Nur die Kleine leider nicht, sie spricht nur Polnisch und Französisch. Es gab also immer irgendjemanden, der nichts verstanden hat. Netterweise haben Editha und Karol (welche überhaupt supernett waren!) mit mir meistens Englisch oder Französisch gesprochen, während ich mit der kleinen Julia nur Französisch reden konnte. Dann war Paulina raus ;). Irgendwie hat das Ganze aber problem- und reibungslos funktioniert. Richtig gut gefallen hat mir der Ausflug in die Pampa mit kleinen Käffern an der Seine, wo die Tour auch schon öfter durchgerollt ist.
Ab Montagnachmittag haben uns die drei in die Stadt gefahren, wo wir gleich mal den Eiffelturm angesteuert haben. Abends sind wir, dann alleine und nach dem Beziehen der Unterkunft, durch das Viertel Montmartre (hier spielt „Die fabelhafte Welt der Amelie“) geschlendert und haben den nächtlichen Blick von Sacre Coeur über die Stadt genossen :). Der Dienstag hat grandios angefangen, als wir dumme britische Touristen vergessen hatten die Uhr umzustellen und das Frühstücksbuffet um ne knappe Stunde verpasst haben. Dann sind wir glaube ich durch die ganze Stadt gelaufen, um Eindrücke zu sammeln und etwas rumzukommen. Place de la Concorde, Louvre von außen, Notre Dame, Studentenviertel rund um die Université de Sorbonne … Alles liegt schön beieinander und hat sehr viel Charme, sodass die Zeit verfliegt. Der nächste Tag wurde größtenteils dem Louvre gewidmet (Grüße von Mona an dieser Stelle), wo wir zwei Studenten von unserer Uni in Edinburgh über den Weg gelaufen sind. Neu war für mich, dass im Louvre Bilder von einem Künstler aus Langenargen am Bodensee aushängen. Farblich hat er die Landschaft dort leider nicht wirklich getroffen, außer er hat unter einer Hochnebeldecke gemalt. Das kulinarische Highlight des Trips fand an diesem Abend statt, als wir in Montmartre den besten Salat der Welt gegessen haben, bedeckt mit gigantischen Bratkartoffeln. Jaja, worüber man nicht alles froh sein kann, wenn man Inselessen gewohnt ist … ;)
Am nächsten und gleichzeitig letzten Tag gab es ein kleines Kontrastprogramm aus künstlerischer Sicht: statt dem ganzen klassischen Zeugs im Louvre haben wir ein bisschen moderne Kunst im Centre Pompidou angeschaut, von den Herren Picasso, Kandinsky und Dali. Das ist schon eher meins … Last but not least hat es der große Tour-Fan Kolja auf dem Weg zum Flughafenbus sogar noch auf die Champs Elysees und zum Triumphbogen geschafft. Unter dem riesigen Bogen, der auf einen kleinen größenwahnsinnigen General im frühen 19. Jahrhundert zurückzuführen ist, stand zum Abschied eine Militärkapelle und hat uns mit der Marseillaise beglückt.
Das klingt jetzt nicht nach einem sonderlich umfangreichen Programm, aber ich weiß ja dass ich irgendwann wieder nach Paris zurückkomme :). Jeder der schon da war versteht das sicherlich!


Sonstiges:
Was gibt’s sonst noch, was in keine Kategorie passt?
Ich könnte zum Beispiel erwähnen, dass ich mit einem alten Grundprinzip von mir gebrochen habe und mich Anfang Februar ins Fitnessstudio der University of Edinburgh eingeschrieben habe. Das hat zum Einen den Vorteil dass ich im Juni nicht vom Rennrad fallen werde und zum Anderen, dass ich ziemlich günstig squashen kann :). Zugegebenermaßen hab ich sogar einmal so ein Muckibudentraining mitgemacht, aber das passiert mir nicht mehr oft.
Sogar hier wird’s Frühling, was sich darin äußert dass das Land mit Osterglocken überflutet ist (die Autobahnen sind links uns rechts nur gelb) und man sich, wenn man tapfer ist, mal ohne Jacke aus dem Haus trauen kann. Mit dem Simon werd’ ich mir bald mal ein Radl ausleihen und ein bisschen aus der Stadt rausfahren. Die Klettersachen haben wir jetzt auch wieder aus der Abstellkammer gezogen, nachdem sie da seit Anfang Dezember vor sich hin gemüffelt haben.
Nachdem das Ende unserer Zeit hier mit großen Schritten näher rückt haben wir uns auch Gedanken gemacht, wann wir denn eigentlich zurück kommen werden. Im Moment sieht’s so aus als ob Simon und ich Ende Juni, wenn unser Mietvertrag ausläuft, wieder mit Sack und Pack on the road gehen und mich Deutschland dann wieder hat.


So, das war’s jetzt aber. Wer jetzt noch Fragen hat darf sie sehr gerne stellen :). Die nächste Zeit wird geprägt sein von zwei Hausarbeiten, aufregende Ereignisse sind leider nicht absehbar. Ich hoffe dass ich Euch mit dem Eintrag eine kleine Freude bereiten konnte und Ihr jetzt wieder wisst, dass ich noch am Leben bin. Ich geh’ jetzt mal vom Fensterbrett runter, nicht dass ich mir noch einen Sonnenbrand in Schottland einfang’. Da wär’ ich sicher der Erste …

Viele liebe Grüße aus dem immer noch wunderschönen Schottland,

euer Kolja

Friday, February 1, 2008

Der erste richtige Ausflug

Wie versprochen lässt meine nächste Meldung nicht so lang auf sich warten, denn ich hab’ was zu berichten :). Wie bereits erwähnt haben wir sagenhafte zwei Wochen Semesterferien, die wir auch irgendwie sinnvoll nutzen wollten. Wir sind in diesem Fall Simon, Flo und ich, weil sich Oli und Stevie baldmöglichst nach Prüfungsende in die jeweilige Heimat aufgemacht hatten.
Schottland ist ja nicht sonderlich groß; nur etwas größer als Bayern, hat aber statt über zwölf Millionen Einwohnern nur knappe fünf. Die meisten davon wohnen in den sogenannten Central Lowlands, also der Gegend zwischen Glasgow und Edinburgh. Der Rest hat sich hauptsächlich an den Küsten angesiedelt, demzufolge muss ja im Landesinneren, in den Highlands, genau was sein? Richtig: ziemlich viel Nichts. Ob das wirklich so ist wollten wir in einem dreitägigen Trip herausfinden. Nachdem Flo spontan abgesprungen war haben wir noch die Alex (wohnt in Kempten, studiert in Weingarten, welch ein Zufall) und Audrey, meine Lieblingsfranzösin, mitgenommen.
Los ging’s über die Forth Bridge (eine sehr beeindruckende Hängebrücke, Bilder wird’s sicher irgendwann mal davon geben) und an der Ostküste hoch, auf kleinen Touri-Routen zum ersten Ziel: St. Andrews. Das mag dem ein oder anderen bekannt vorkommen, entweder weil er die Bunte liest oder weil er Golfer ist. Prince William hat hier studiert; vielleicht wegen den weltberühmten Golfplätzen, von denen im Moment der 10. im Bau ist. Das Kaff selbst ist schon ganz nett, aber einen Ausflug dahin muss man nicht extra machen. Leider waren auch da Semesterferien, also absolut tote Hose. Wir wollten auch mal in die Eliteuni gehen, sind da aber nicht mal bis auf’s Klo gekommen. Vielleicht ist es doch gut, dass wir in Edinburgh sind …
Als nächstes Ziel hatten wir Dunnottar Castle, kurz vor Aberdeen, angepeilt. Die Lage ist wunderschön, das Castle wohl auch (Rosamunde Pilcher lässt grüßen). Leider ist uns recht bald der Portier entgegengekommen, der sich immerhin ein gebrummeltes „Closed“ entringen konnte.
Übernachtet haben wir in der Ölstadt Aberdeen. Der Stadt geht es sichtlich gut, denn hier beginnt die Erdölförderung in der Nordsee. Alles ist sauberer als in Edinburgh, leider aber auch grauer: ihr Spitzname ist „Granite City“. Das Cleverste, was man in Aberdeen überhaupt anstellen kann, ist ein Autohaus für Marken aus Stuttgart, München und Ingolstadt aufzumachen. Das größte Problem der Autofahrer da oben scheint zu sein, ob sie sich den 4,2-Liter-Motor einbauen lassen sollen oder ob es die 4,0-Liter-Maschine auch tut (Wie war das noch mal in Kambodscha, Thomas? Ist das da ähnlich ;)?). Mal davon abgesehen hat Aberdeen zwar ein nettes Stadtbild, sonst aber nicht viel zu bieten. Einzig und allein die Fischauktion, die angeblich jeden Morgen am Fischmarkt stattfindet, soll wirklich sehenswert sein. Nachdem wir da extra hingelatscht sind mussten wir aber feststellen, dass entweder die Nordsee leer gefischt ist oder alles nach ner Stunde ausverkauft war, jedenfalls war nix.
Nach dem Flop haben wir uns ins Auto gesetzt und sind ins Landesinnere gefahren. Und da hat es angefangen: das Nichts. Das mag vielleicht negativ klingen, aber es hat einen unglaublichen Reiz, kilometerlang auf irgendwelchen sich schlängelnden Ministraßen zu gurken und keine Menschenseele zu sehen. Ein Spaziergang, um diese Reize und die Weite wirklich aufzunehmen, war dank des heftigen Schneegestöbers leider nicht so empfehlenswert.
Die nächste halbwegs zivilisierte Region, in der wir angekommen sind, heißt Speyside. Die Besonderheit: innerhalb von ein paar Quadratkilometern gibt es 46 Whisky-Distilleries, die höchste Dichte weltweit. Klar war, dass wir eine besichtigen wollten. Wir standen vor der wohl berühmtesten, Glenfiddich, aber das war schon arg touristisch. Simon als alter Kenner lotste uns zu einer kleineren Distillery in Aberlour (sprich: Äbrrlaua), und das hat sich voll gelohnt! Wir kamen zwar etwas zu spät zu einer Führung, aber der Chef hat uns noch hingefahren. Der Tourführer (Julian) war glaube ich sehr froh um uns, denn außer uns war nur ein walisisch-englisches Pärchen da, die etwas … schüchtern waren. Außerdem ist Frankreich der größte Abnehmer für ihren Whisky, also hat er uns dank Audrey schnell ins Herz geschlossen. Es waren dann sehr interessante und unterhaltsame zwei Stunden, in denen wir erfahren haben, wie Whisky gemacht wird (sehr kompliziert, eieiei …). Erschreckend: in der ganzen, gar nicht mal kleinen Distillery arbeiten nur 5 Leute inklusive Chef und Führer, im 3-Schicht-Betrieb, sieben Tage die Woche. Der PC kontrolliert die Qualität, alles läuft von selbst. Am Ende der Führung gab es dann natürlich Kostproben. Normalerweise scheint man eine zu bekommen, in dieser Distillery waren es aber gleich sechs. Ich bin gefahren, Simon hat’s gefreut. Beim gemütlichen Kosten und Ratschen musste Julian dann gestehen, dass er, obwohl er mitten in Schottland in einer urschottischen Scotch-Distillery arbeitet, ein Englishman ist. Das war dann schon ein ziemlich guter Gag, wenn man bedenkt, wie sehr vor allem die Schotten die Engländer mögen. Auf einem uralten Gesetz, das den Schotten aufoktroyiert wurde, beruht zum Beispiel die Tatsache, dass auf Scotch Whisky 70% Steuern an die Britische Regierung anfallen. Damit macht man sich in diesem Land sicher nicht beliebt …
Die Nacht haben wir in Inverness, dem Tor zum hohen schottischen Norden, verbracht. Über die Stadt gibt es nix zu sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Wanderer aus den nördlichen Highlands und von den Hebriden ziemlich froh sind, wenn sie zumindest dieses Stückchen Zivilisation mal wieder sehen können.
Nebendran liegt Loch Ness, und auch darüber gibt es leider nichts zu sagen … Ist halt ein Loch wie jeder andere hier auch, ich gewöhn’ mich langsam daran. Ausnahmsweise hat am Loch aber die Sonne geschienen :).
Von dort aus ging es dann einmal quer durch die Insel und die südlichen Highlands bei Regen und Schnee zurück nach Edinburgh. Und hier hat man dann wirklich gesehen, dass es dort wirklich außer wunderschönen Hügeln und Bergen, Wäldern, Seen und vielleicht Schafweiden NICHTS gibt.
Und genau das will ich, wenn es wärmer und sommerlicher wird, unbedingt mal zu Fuß erforschen und erfahren. Das muss so wunderbar und magisch sein, wenn im Umkreis von Kilometern kein Mensch und nur traumhafte Natur ist. Das hab’ ich auf dem Trip festgestellt, und auch wenn meine Beschreibungen vielleicht teilweise etwas negativ klingen (es war halt auch absolute Nebensaison) waren es super drei Tage mit viel schönen Erlebnissen und toller Gesellschaft! Kann ich nur empfehlen!

Einen weiteren Ausflug lässt das fette Sturmtief über der Nordsee nicht zu, hier ist es total ekelhaft kalt, windig, nass und grau. So wird dann am Montag das neue Semester anfangen, auf das ich mich aber auch schon sehr freu’ :).

Viele liebe Grüße aus einem Land, das ich jetzt zum Glück schon a bissl besser kenne! Eindrücke gibt's in meiner Bildergalerie im Set "Highlands", denn Bilder sagen ja noch einiges mehr ...

Wednesday, January 23, 2008

Lebenszeichen

Ohhhh, es ist höchste Zeit für ein Update, sonst passiert mit meinem Blog das gleiche wie mit denen meiner Mitbewohner ;); aber das wird auf keinen Fall passieren, versprochen! Es kann ja net sein dass hier monatelang „Merry Christmas“ steht.

Was ist seit dem letzten Eintrag passiert? Sehr viel eigentlich, weswegen ich auch kaum Gelegenheit zur Blogpflege gefunden hab’. Vorne angefangen: ich war über Weihnachten daheim, wie angekündigt. Es war ne wunderbare Zeit, mit viel gutem Essen, noch mehr netten Leuten und auch viel Spaß, z.B. auf dem Nebelhorn. Am 30. bin ich dann schon wieder in Edinburgh gelandet, um hier Silvester mit meinen Mitbewohnern und unseren Gästen, Mareen und Marion, zu feiern. Hierzu sind wir, leider viel zu spät, auf die Princes Street zur Street Party gegangen: jetzt weiß ich, wie sich Sardinen in der Dose wohl fühlen müssen. Das Feuerwerk war zwar total schön, aber leider nach ungefähr einer Minute vorbei. Aber wenigstens war ist man da auch mal gewesen ;). Die Mädels haben sich dann ihrer Neugier hingegeben und mitten auf der Princes Street ein paar Kerle in Kilts angesprochen, was die denn drunter haben; natürlich nur zu Evaluationszwecken. Wer das Resultat wissen will muss schon selbst herkommen und fragen ;). Die restlichen Tage mit den beiden haben immer mit einem gemütlichen Frühstück angefangen, sind mit einem schönen Ausflug in die Stadt oder Umgebung weitergegangen – für mich neu war Cramond Island, das werde ich in Zukunft keinem Besucher mehr vorenthalten – und haben in einem Club oder Pub aufgehört. War ne schöne Zeit mit euch :).

Bis letzte Woche stand dann die Uni ganz massiv im Vordergrund, das Semester wollte abgeschlossen werden. Hierzu musste ich für Englisch ein Szenario für eine Geschäftsverhandlung entwerfen und die Verhandlung dann mit einem mir eventuell unbekannten Gegenüber auch durchführen. Sonderlich kreativ war ich beim Entwurf des Szenarios nicht: ich habe mich auf das besinnt, wovon ich Ahnung habe und meinem Gegenüber, welches Besitzer einer Fahrradladenkette an der Côte d’Azur ist, als Vertriebschef von Stevens Bikes (mein Rennradhersteller, zur Info) meine Rennräder angedreht. Zum Glück hatte ich leichtes Spiel: mein Gegenüber war meine Englisch-Dozentin und sie hat mir gleich am Anfang gesagt, dass sie mir alles abkauft. Da hab’ ich wohl was richtig gemacht . Am nächsten Tag mussten Flo und ich den Business Plan für unsere fiktive Unternehmensberatung abgeben, das hat auch noch Zeit ohne Ende gefressen - mit dem Resultat (35 Seiten) simmer aber schon sehr zufrieden. Danach stand dann Lernen für die einzige Prüfung des Semester in International Business auf dem Plan (ja, NUR eine. Lacht ruhig, ich hab’ kein schlechtes Gewissen ), welche glaube ich auch ziemlich gut gelaufen ist. Der krönende Abschluss des Semesters war dann unsere Präsentation über den Business Plan. Wir haben uns mit der ganzen Sache so viel Mühe gegeben, und als wir in den Raum gekommen sind, hat uns unser Dozent viel Glück und einen schönen Abend gewünscht und ist abgehauen. Stattdessen haben uns zwei andere Typen sehr interessiert zugehört; der eine war total nett, der andere war freundlich. Das war auch nötig, weil er auf den ersten Blick sämtliche Schwächen in unserem Plan gesehen hat und mit einer bewundernswerten Treffsicherheit jede einzeln angesprochen hat: ob wir eine Marktsegmentierung durchgeführt haben (pfffffft), ob wir die 100 Pfund (PEANUTS ;)) für Versicherung pro Monat berücksichtigt haben, ob wir die Uni um Erlaubnis gefragt haben. Hallo? Das Ding war rein fiktiv! Ich glaub’ wir waren trotzdem nicht schlecht. Der hätte auch einfach froh sein können, dass wir ihm nicht die 170. Variante eines Saftladens – sehr beliebt weil einfach aufzuziehen – präsentieren. Naja.

Ja, und jetzt habe ich ungefähr zwei Wochen unifrei. Die ersten Tage sind ziemlich gemütlich und mit recht viel sozialem Kontakt vonstatten gegangen. Meine neuen deutschen Freunde – Martin und die Gießen-Connection – verlassen in diesen Tagen fast fluchtartig das Land, um in Deutschland weiter zu studieren. Dementsprechend gibt es Abschiedspartys, am Samstag waren Flo und ich auch auf den Geburtstag von Rudina, einer Albanerin aus unserem Englischkurs, eingeladen. Das war ne recht „poshe“ Angelegenheit in einer der edelsten Weggehgegenden hier. Ich glaube, Rudinas Freund hat an dem Abend das BIP einer albanischen Kleinstadt in der Bar gelassen.

So, das ist im Moment der Stand der Dinge. Am 4. Februar fängt das neue Semester an, und das bedeutet für mich, dass meine Zeit in Edinburgh (zumindest vorerst) schon zur Hälfte abgelaufen ist. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, sind wir doch gerade erst hier angekommen. Die Grobplanung für die nächsten Monate sieht ungefähr so aus: nächste Woche könnte es passieren, dass wir einen Trip in die Highlands oder auf die Isle of Skye machen (nein, in „Skye“ fehlt kein „p“), es haben sich schon mehrere Besuche angekündigt und gebucht, London wird auf dem Programm stehen und vielleicht auch noch eine andere europäische Stadt wie Prag, Oslo oder Paris, wo man dank des Billigfliegerdrehkreuzes Edinburgh für ungefähr umsonst hinkommt.
Studieren werde ich auch noch, keine Angst. Das mit dem intelligenten Stundenplan hat leider nicht so gut geklappt, sodass ich, wenn ich in jede Vorlesung gehe, von Montag bis Freitag in der Uni bin. Das ist leider viel mehr Zeit, als ich eigentlich geplant hatte … Nebenbei mache ich mir Gedanken über die Zeit nach Edinburgh. Für mich ist eigentlich klar dass jetzt das Praxissemester kommen muss; nur muss ich mir überlegen, in welchem Land und in welcher Branche. Deutschland, Frankreich, Spanien, UK, oder doch was ganz anderes? Will ich was mit Solaranlagen zu tun haben oder dafür sorgen, dass ich mir ne gesunde Basis für den Posten als Audi-Vorstandschef schaffe? Oder bleibe ich ganz einfach am Bodensee? Gut dass ich noch etwas Zeit zum Überlegen habe ;).

Wie auch immer alles weitergeht, mir geht es total gut und niemand muss sich Sorgen um mich machen:). Die nächste Meldung hier im Blog wird nicht erst in vier Wochen sein, das verspreche ich hoch und heilig!
Viele Grüße aus dem frühlingshaften Edinburgh!!!

Monday, December 24, 2007

Merry Christmas

Ich kann und will mich der gerade sehr aktuellen Gewohnheit, allenthalben ein schönes Weihnachtsfest und a Guats Neues zu wünschen, nicht entziehen und möchte euch hiermit auch genau das sagen: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch von mir an alle, die sich in diesen Tagen erfreulicherweise zu mir verirrt haben !
Bei euch möchte ich mich auch entschuldigen, dass es schon wieder drei Wochen gedauert hat, bis wieder ein Eintrag hier gereift ist. Es war keine sonderlich aufregende, sondern im Gegenteil ziemlich nervige Zeit bis Freitag. Die erwähnte Hausarbeit ist bedrohlich über den letzten Wochen geschwebt und hat ziemlich viele Aktivitäten eingefroren. Mit dem Ergebnis bin ich auch nicht wirklich zufrieden; sollte mich aber ein potentieller Arbeitgeber im Zweifelsfall kritisch auf die Note ansprechen, die eventuell aus dem Rahmen fallen könnte (im Moment ziiieeemlich gut …), dann werd’ ich ihm schon was erzählen. Bis auf einige wirklich schöne und gesellige Abende kann ich mich an keine erzählenswerten Sachen erinnern, womit ich das auch gleich abhake. Aber etwas nachtragen möchte ich noch: der Christmas Ball der Uni war eine Frechheit, aus balltechnischer Sicht. Vielleicht bin ich auch nur von den Bällen des CvL verwöhnt … Naja, daran muss sich jetzt jeder Ball messen lassen. Egal, jetzt ist es auch zu spät, dass ich mich drüber aufreg’ ;)
In den letzten Tagen - als das Hausarbeitsdamoklesschwert eh nur noch von der Fliehkraft der Erdrotation davon abgehalten wurde, runterzudonnern - war ich eigentlich täglich in der Stadt, um in Weihnachtsstimmung zu kommen und ein paar schöne Sachen zu kaufen. Edinburgh in dieser Zeit ist so wunderschön … Nachdem es schon um halb 4 dunkel ist, liegt über der Stadt eine unglaubliche Gemütlichkeit. Alles ist beleuchtet und geschmückt. Besonders schön ist der Stadtteil Bruntsfield, bei mir um die Ecke, wo sich ein kleiner Laden an den anderen reiht. Die High Street schimmert auch in verschiedenen Farben, und über allem schwebt das hell erleuchtete Castle. So schön wie in diesen Tagen fand ich die Stadt noch nie, weswegen es im Moment auch nicht so leicht ist, einfach abzuhauen. Heute riskiere ich es aber trotzdem und fliege für sechs Tage heim, weil Weihnachten da doch einfach am schönsten ist :). Dort erwartet mich – hoffe ich zumindest – liebe Menschen, ganz viel gutes Essen, und ein paar Sachen, die man hier nicht so toll machen kann. Besonders freu’ ich mich auf Sauna (Sauna … eine längere Geschichte hier auf der Insel ;) ) und noch mehr auf Ski fahren mit meinem alten Sportgrundkurs inklusive Lehrerin. Zu Silvester werde ich wieder hier sein, mit Besuch aus Deutschland. Und es wird hier die Hölle los sein, es sind dann quasi alle wieder hier. Das wird ne Party … Angeblich ist Silvester („Hogmanay“) in Edinburgh ähnlich toll wie in Sydney oder *hust* New York (naja, das ist vielleicht a bissl vermessen). Aber es wird auf jeden Fall aufregend werden! Die komplette Princes Street wird für eine riesige Party gesperrt. Dort gehen wir hin, weil es die Bausparvariante der Silvesterfeiern in Edinburgh ist. Liquidere Leute begeben sich zum Ceilidh in die Assembly Rooms oder zum Galadinner ins Ocean Terminal. Da kann ich dann in zehn Jahren auch zu Fuß hingehen, von meinem Businesspenthouse in Leith. Bis dahin werden wir auch so unseren Spaß haben, da bin ich mir sicher ;).
Das soll es von mir gewesen sein, ihr sollt ja auch schön feiern und es euch gut gehen lassen, statt hier Romane zu lesen. Mir geht es gut, ich bin total zufrieden und freu’ mich auf alles, was kommt :). Da wird der stressige Januar auch halb so wild werden.
Vielleicht finden sich hier ja in ein paar Tagen Bilder vom Skitag am Fellhorn, schau mer mal :).

Macht es gut und lasst es euch gut gehen!

Viele liebe Grüße aus dem weihnachtlichen Edinburgh,
Kolja


Thursday, December 6, 2007

Alltag

Nachdem ich dem Christian vollkommen recht geben musste als er gesagt hat, ich müsse hier öfter mal schreiben und dafür keine solchen Romane wie beim letzten Mal über Dublin (ich konnte euch des Öfteren stöhnen hören … Entschuldigung!!!), sorge ich hiermit für meinen nächsten Bericht. Gleich vorweg: er wird kürzer als der letzte ;).

Die Zeit nach Dublin ist geprägt von wenig aufregenden Sachen. Seit über einer Woche drücke ich mich mehr oder weniger erfolgreich vor einer total ekelhaften Hausarbeit, für die es nicht mal wirklich Literatur gibt. Ich soll mir auf ca. zehn Seiten Gedanken dazu machen, wie denn die britische Gesetzgebung das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten im Krisenfall regelt, oder ob sie sie eher behindert. Toll. Das kann ich ja nicht mal auf Deutsch über die deutsche Gesetzgebung. Das war kein sonderlich cleverer Schachzug von mir, als ich dieses Modul gewählt habe; aber was tut man nicht alles, um daheim ein Semester einzusparen.
Heute hatte ich meine erste Präsentation in diesem Land. Flo und ich haben den Schotten mal gezeigt, wie man so was macht *HUST*. Der Businessplan gedeiht auch ganz prächtig, ist aber tierisch viel Arbeit. Doch will ich euch hier nicht vollheulen, sondern lieber von schöneren Sachen erzählen!

Die Lichtblicke in der Zeit bis Weihnachten kommen nämlich aus dem Bereich „Socialising“. Ein tolles Wort, das kann für so viel herhalten. Letzte Woche war ich z.B. zu einem Spanier aus meinem Englischkurs eingeladen. Ich muss zugeben dass er mir im Unterricht nicht sonderlich sympathisch war; aber als er mich gefragt hat, ob ich kommen möchte, habe ich trotzdem einfach mal bejaht, obwohl ich überhaupt nicht wusste, worauf ich mich einlasse. Es war ein wunderschöner Abend, an dem ich wirklich der einzige Deutsche war (JUHUUUUU! Nichts gegen Landsfrauen und –männer, aber hin und wieder darf man im Ausland auch mal Leute kennenlernen, mit denen man nicht die Muttersprache teilt…), unter ganz vielen Spaniern, ein paar Franzosen und Finnen, und auch Osteuropa war gut vertreten. Pablo (doch ein sehr netter Kerl, da haben erste Eindrücke etwas getäuscht) hat lecker gekocht, und ich habe viele neue Leute kennen gelernt. Hinterher waren wir noch bis ganz schön spät (fast schon früh) weg, sodass der Abend richtig gut abgerundet wurde.
Wie bereits beim letzten Mal erwähnt war letzten Freitag „St. Andrews Day“. Meine umfangreichen Recherchen haben ergeben, dass St. Andrews – wer hätte es gedacht – der Schutzheilige der Schotten ist. Zur Feier des Tages gab es freien Eintritt in alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Clever wie wir sind haben wir uns das nicht zweimal sagen lassen und haben bei strömendem Regen Holyrood Palace, also die Residenz der Queen in Schottland, und natürlich das Castle angeschaut. Unter uns: ersteres kann man sich komplett sparen, das Castle ist schon ganz nett – wenn man umsonst reinkommt. Abends waren wir - wenn ich inzwischen immer von „wir“ rede, meine ich damit in den allerseltensten Fällen meine Mitbewohner und mich, sondern z.B. meinen Dublin-Martin oder die Gießen-Connection (drei Mädels aus, naja, Gießen) – unterm Castle und haben einem paradoxen Spektakel beigewohnt. In einem großen Bierzelt hat eine Sambaband den Schotten eingeheizt, und zwar mit einer Mixtur aus traditioneller schottischer Musik und eben Samba. Das klang seeehr interessant … Aber war echt gut! Eben mit dieser Gießen-Connection war ich am Sonntag im Bierkeller (heißt wirklich so; in den Regalen stehen Flaschen von fast jedem bayrischen Bier) eines Kult-Pubs von Edinburgh, dem „Frankenstein’s“, beim Karaoke. Nein, ich habe nicht gesungen, um das gleich mal klar zu stellen. Es war trotzdem eine Mordsgaudi, die dringend wiederholt werden muss!

Morgen Abend ist der Napier University Christmas Ball, für den sich dann endlich mal der mitgebrachte feine Zwirn lohnt. Was wir uns vom Ball selbst versprechen sollen wissen wir allerdings noch nicht … Skepsis ist angesagt. Ich werde es beim nächsten Mal mitteilen!

Bevor ich diesen Eintrag beende, um nicht wieder bis sonstwohin abzuschweifen, muss ich mich aber noch schnell freuen. Nachdem ich letzte Woche beim Makler war und mir habe anmerken lassen, dass ich ziemlich stinkig bin – ja, das kann sogar ich, und inzwischen auch auf Englisch – ist heute nach sage und schreibe zehneinhalb Wochen die Lösung für unser Waschmaschinendesaster in Form einer neuen Maschine geliefert worden. Was für ein tolles Gefühl!

Wenn ich das hier so lese scheint es bei mir wohl doch nicht so langweilig zu sein. Das wird sich bis Weihnachten auch nicht mehr ändern, so wie es aussieht, und dann komme ich für ein paar Tage heim – direkt unter den Christbaum. Darauf freu ich mich schon tierisch, wenn ich endlich wieder wenigstens ein paar von euch sehen kann!

Bis bald wieder, viele Grüße aus dem ganz schön vorweihnachtlichen Edinburgh!

Sunday, November 25, 2007

Dublin

So, vorbei sind Hausarbeiten und tote Mäuse, es gibt endlich wieder was Gescheites zu berichten. Das Wichtigste ist unser Ausflug in die Stadt von U2 und Guinness, doch alles der Reihe nach.
Die Hausarbeit habe ich ohne große Hektik und trotzdem recht just in time abgegeben und ein ganz gutes Gefühl dabei. Inzwischen haben wir auch Feedback für die erste Hausarbeit und was Größeres in Englisch bekommen; mit den Ergebnissen kann ich glaube ich mehr als zufrieden sein .
Am Donnerstag, gleich nachdem wir die Hausarbeit abgegeben haben, haben wir dann etwas für Schottland vielleicht ungewöhnliches gemacht. Mit Flo bin ich auf den German Christmas Market hier an der Princes Street gegangen. Als ich davon zum ersten Mal gehört habe, hab’ ich ziemlich komisch geschaut, aber die meinen das echt so. Neben der Princes Street und der National Scottish Gallery stehen geschätzte 40 Buden, die die Besucher komplett auf einen für uns heimischen Weihnachtsmarkt versetzen. Das ist echt so, wir waren baff. Es gibt DLG-prämierte Stollen, Kässspätzle, Bavarian Leberkäs, Erdinger Weißbier und alles, was unser sich nach solchen Köstlichkeiten sehnendes Herz sich nur wünschen könnte. In den Ständen stehen fast ausnahmslos Deutsche, die extra für den Markt mit Sack und Pack hier hoch fahren. Für die lohnt es sich wirklich, wenn man sich die Preise anschaut, über die ich hier auch nicht weiter reden will … Wir haben uns zwei Gläser Glühwein gegönnt, die wirklich super geschmeckt haben. Im Endeffekt ging es auch nicht um die Glühweine, sondern wir waren mit ein paar anderen Deutschen verabredet und haben noch viel mehr getroffen, sodass wir wirklich ne Gruppe von locker 20 Studenten aus Deutschland waren. Das war richtig cool und hat Spaß gemacht, und war auch wieder ne gute Gelegenheit, um Leute kennen zu lernen.

Zum Beispiel den einen von beiden, mit denen wir am Freitag dann nach Dublin geflogen sind. Das war Stefan, Wirtschaftsinformatiker (schreibt gerade Diplomarbeit hier) aus Paderborn, also gaaaaanz weit oben, ne. Den haben wir über Martin kennen gelernt, mit dem wir in einer Vorlesung sitzen. Martin kommt von noch weiter oben, er ist nämlich ein waschechter Ostfriese von der Insel Langeoog. So bin ich dann am Freitag zum ersten Mal in meinem Leben in ein Flugzeug gestiegen; mein Jungfernflug (mit Ryanair) war nichts besonderes, mir hat’s Spaß gemacht, ich hab einen Fensterplatz gekriegt ;) und das Wetter war perfekt. Entsprechend hab ich natürlich fotografiert, hab mich ja gefreut wie ein kleines Kind (Bilder vom Flug wie natürlich auch von allem anderen gibt es in der Galerie). Nach ner knappen Stunde war es auch schon wieder vorbei, und wir waren auf irischem Boden.
Wir sind gleich in unser vorher gebuchtes Hostel gefahren, welches sich dann als die Jugendherberge von Dublin rausgestellt hat, haben unsere Betten im 8-Bett-Zimmer bezogen und sind gleich wieder abgehauen. An diesem Punkt muss meine Digicam bei der Reihenfolge der Bilder wohl einen Aussetzer gehabt haben; sie behauptet nämlich steif und fest, wir wären gleich direkt in die Guinness-Brauerei gegangen. Sowas aber auch …
Nach einem längeren Spaziergang durch die Innenstadt sind wir dann im Guinness Storehouse angekommen. Guinness hat hier in einem nicht mehr genutzten, riesengroßen Klotz auf seinem Gelände eine Art Museum für sein weltberühmtes Bier errichtet. Auf sieben Stockwerken – architektonisch schon sehr interessant, weil es ein 100 Jahre altes Industriegebäude gepaart mit viel modernem Stahl und Glas war – wird die Geschichte vom vielleicht berühmtesten Bier der Welt erzählt. Von der Brauereigründung 1759 über die Rohstoffe, ein Taste Lab (da kann man frisch gebrautes Guinness probieren), Herstellung und Werbung wird alles wunderschön aufbereitet dargestellt. Über allem liegt etwas Altes, Traditionelles und Urgemütliches, sodass man sich dort richtig wohl fühlt. Im obersten Stockwerk kommt dann der Höhepunkt: hoch über der Stadt schwebt eine Bar mit Rundumsicht und wunderbarem Panorama, wo man sein im Eintrittspreis enthaltenes frisches Guinness genießen kann. Wir haben das in der Abenddämmerung über Dublin getan, das war gigantisch!
Danach ging es zur Essensjagd und auf der Suche nach einem Irish Pub, das sich den Namen wirklich verdient hat, ins Temple Bar Quarter. Das Viertel am Fluss Liffey ist die erste Adresse, wenn man in Dublin weggehen möchte, und das hat sich auch bestätigt. Wir haben ein paar schöne Pubs gefunden, mit Gitarre spielenden Leuten in den Ecken, die es richtig drauf hatten. Die Stimmung unter den Besuchern war genau so, wie man es sich in Irish Pubs vorstellt: das alterstechnisch total gemischte Publikum hat bei allen Songs laut mitgesungen und geklatscht und so für eine wirklich tolle, freundliche und fröhliche Atmosphäre gesorgt. So ging der Abend schnell vorbei … Nebenbei: am Anfang habe ich mal erzählt, dass ich von einer Schottin eindeutig als Deutscher identifiziert wurde. Jetzt wurde meine Aussprache eindeutig der eines Engländers zugeordnet. Meine sprachliche Kostprobe war eigentlich ziemlich kurz, hab mich nur bedankt … Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ich das als Indiz nehmen soll, dass die inzwischen 10 Wochen in Schottland sprachliche Früchte tragen, oder ob es der Ire eher negativ meint, wenn er mich für einen Engländer hält …
Am Samstag stand dann die Stadt auf dem Programm. Dublin ist ungefähr so groß wie Nürnberg, also kann man die wichtigsten Punkte locker an einem Tag sehen. Angefangen haben wir mit den Fußgängerzonen auf der Nordseite des Flusses; gekauft haben wir nicht groß was, aber Dublin ist ziemlich perfekt zum Shoppen. Auf der Südseite des Flusses gibt es dann etwas mehr zu sehen; die Gebäude dort sind älter, größer und imposanter. Besonders zu erwähnen: das Trinity College, auch University of Dublin genannt. Da waren wir auch, wir wollten ja was lernen, aber die hat samstags zu … Von außen war sie sehr imposant und schön, da fragt man sich dann schon, was man eigentlich an der HS Weingarten zu suchen hat … Wir schlenderten durch Einkaufsstraßen, die ziemlich „posh“ waren (das ultimative Wort, um alles zu beschreiben, was für den dickeren Geldbeutel ist). Damit haben die Einwohner Dublins vermutlich kein Problem, denn Dublin ist nach Zürich, Genf und Oslo die Stadt mit den vierthöchsten Gehältern der Welt (wo die das ganze Geld allerdings hinstecken ist die andere Frage; in die Randbezirke, in denen wir waren und wo auch unser Hostel lag, eher nicht). Preislich ist die Stadt somit natürlich nicht gerade bei den günstigsten dabei, aber wirklich teuer war sie auch nicht. However – durch einen schönen Park sind wir dann ins irische Regierungsviertel gegangen. Hier war natürlich auch geschlossen, aber man sieht schon, dass es Irland seit einigen Jahren richtig gut geht. Es wurde langsam dunkel, und wir wollten uns auf den Heimweg machen, um kurz etwas im Hostel zu essen, bevor wir abends noch mal losziehen wollten. So sollte es aber erst einmal nicht sein; plötzlich rennt quasi ein Typ in uns rein. Klein, quirlig, längere rote Haare mit Locken und ein rotes Bärtchen – ein Ire aus dem Bilderbuch. Wo kommt ihr her? Was macht ihr wo, wollt ihr hin? – Wir sind aus Deutschland. –Ah super da war ich auch schon, kommt ich mach ein Foto von euch kommt doch mit ich geh in ein Pub da spielt ein Kumpel von mir live und es gibt noch ne halbe Stunde umsonst was zu trinken ist gleich um die Ecke los geht’s Jungs! – Gut, das Angebot konnten wir natürlich nicht abschlagen, waren wir doch auf froh, einen Iren kennen zu lernen. Laureus erzählte uns, er sei Lehrer an einer Kunstschule und aus dem Süden Irlands. Uns fiel es etwas schwer das zu glauben, weil er definitiv nicht älter war als wir. Andererseits sind hier auf den Inseln alle viel jünger, weil sie viel schneller mit der Schule fertig sind. Die anderen Sachen, Getränke umsonst gleich um die Ecke, haben sich dann leider als ganz sicher nicht wahr rausgestellt. War dann alles etwas komisch, der Typ der gespielt hat hat ihn glaub ich nur flüchtig gekannt, und eine nette Unterhaltung mit ihm war leider auch nicht möglich, weil er sich ziemlich schnell mit Guinness abgeschossen hat. Also sind wir bald wieder abgehauen. Beim Essen im Hostel haben wir uns länger mit einem Franzosen unterhalten, der in der Schweiz studiert und in Dublin ist, um einen Sprachkurs zu machen (meine Meinung: sehr sehr gute Idee …;). Wir haben ihm auch angeboten, dass er noch mit in die Stadt kommen kann, aber er ist dann später lieber allein in seinem Zimmer geblieben … Schade, der war echt nett. So waren wir dann wieder zu viert im Temple Bar Viertel, in einem anderen Pub, wo der Wirt uns plötzlich nen Teller mit total leckeren Frühlingsrollen unter die Nase gehalten hat; er weiß net wer das bestellt hat, wir können es essen. Den Bildern und dem Text nach zu urteilen müssen wir Guinness regelrecht gesucht haben, aber das war sicher nicht so. Guinness ist allgegenwärtig und springt einen überall an, man kommt gar nicht drumrum.
Heute war dann in Dublin nicht mehr viel los, wir haben gefrühstückt und sind mit dem Bus wieder zum Flughafen raus; mittags waren wir schon wieder in Edinburgh.
Wie fand ich den kurzen Abstecher nach Irland? Die Antwort ist: super! Dublin ist irgendwie wie die Städte hier; die fahren alle auf der falschen Seite, sprechen (ausnahmsweise sehr gut verständliches) Englisch, architektonisch ähnlich. Und irgendwie ist Dublin auch ganz anders. Man bezahlt in Euro, alles ist moderner und sauberer, die Menschen sind freundlicher – sie schauen freundlicher, reden freundlicher, sind nicht so dick wie die Schotten und die Irinnen sind hübscher. Kurzum: alles ist irgendwie „kontinentaler“ als auf der großen Nachbarinsel, die ich hier jetzt auf keinen Fall schlecht machen will. Mir hat aber sehr gut gefallen, dass dort alles lebhafter, quirliger und irgendwie jünger ist. Wir Deutschen waren ausnahmsweise nicht in der ausländischen Mehrheit, sondern es hat von Franzosen, Spaniern und auch Schweizern gewimmelt. Ich mag Dublin, und es hat mir noch mehr Lust auf den Rest von Irland gemacht. EMPFEHLUNG!

Für die nächste Zeit steht der Weihnachtsendspurt an der Uni an, es gibt viel zu viel zu tun. Am Freitag ist in Schottland „St. Andrews Day“, da wird anscheinend wieder mal fleißig gefeiert hier im Lande. Muss aber noch schauen was es damit auf sich hat.
Ich hoff’ dass ich bald wieder was Schönes erzählen kann, und wünsche bis dahin viel Spaß mit den Bildern aus Irland! In den nächsten Tagen werden noch welche dazu kommen, wenn wir Bilder ausgetauscht haben. Freu’ mich immer über Post von euch, wenn ich was von daheim mitkrieg’! Ich hoffe euch geht’s allen gut .
Viele liebe Grüße von der Insel,
Kolja





Sunday, November 18, 2007

Zwischendrin mal ...


Jetzt muss ich mich doch zwischendrin mal melden, nicht dass mein schöner Blog hier noch verwaist ... Tut mir leid dass ich hier im Moment nicht täglich große Abenteuer kund tun kann, mein Alltag hier ist im Moment etwas monoton ... Seit einer Woche bin ich eigentlich nur am Lesen von -Mist, wie heißt das auf Deutsch!? Fachartikel vielleicht? - und Wälzen von Büchern, um nächsten Donnerstag eine möglichst gelungene Hausarbeit für International Business abgeben zu können. Muss aber auch zugeben dass ich es mir hätte einfacher machen können ... Statt irgendein einfaches und offensichtliches Land wie China zu nehmen hat der Kolja gemeint, er müsste über die Kultur Südafrikas und deren Einfluss auf internationale Geschäfte mit Südafrika schreiben. Vorher habe ich in einem Artikel dann gelesen, dass Südafrika eines der komplexesten Länder der Erde ist, was die Kultur angeht, weil da so unglaublich viel rein spielt. Naja, da muss ich jetzt wohl durch ;).
Die Bilder von letzter Woche, als ich mit Flo in den Highlands war, hab ich leider auch immer noch nicht; aber das passiert diese Woche, versprochen. Hab sie auch selbst noch nicht gesehen :(.
Ne kleine lustige Geschichte am Rande gefällig? Seit ungefähr zwei Wochen hat es in unserer 1,5qm großen Kammer, in der unser Kühlschrank steht, tierisch gestunken. Heute haben Oli und ich (die anderen beiden weilen derzeit in der Heimat) den Kühlschrank rausgezogen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Große Detektivarbeit war nicht nötig: eine vermutlich unglaublich intelligente Maus wollte unbedingt unter den Kühlschrank kriechen, und ist dann stecken geblieben. Den ganzen schwarzen Bollen nach zu urteilen war sie da wohl schon öfter, nur war das ihr letztes Mal. Wir sind dann durch die halbe Stadt gefahren, um Schaum zu kaufen und sämtliche Löcher zuzuspritzen, damit wir nicht bald wieder Besuch bekommen. Heimwerker werden jetzt sagen: Ihr Trottel, Bauschaum hält Mäuse nicht ab. Aber die Ritze zwischen Wand und Boden (und auch im Boden) sind so riesig, da ist uns nichts besseres eingefallen. Ich frag mich wie dieses Haus steht …
Bis nächsten Freitag wird mein Alltag vermutlich höhepunktfrei vor sich hinplätschern, aber nächsten Montag kann ich dann sicherlich viel hier berichten, mit Fotos und allem Drum und Dran :). Wir fliegen über das Wochenende nach Dublin, und das wird sicher super!
Ich lass’ spätestens wieder nächste Woche von mir hören! So long,
viele Grüße aus Schottland, wo es immer nur schüchterne Schotten gibt,
Kolja



Friday, November 9, 2007

Bildergalerie

Juhu, mein Blog hat jetzt eine neue, schon vielfach gewünschte Funktion: die Bildergalerie :)
Ab jetzt werde ich alle Bilder in voller Größe auch darin veröffentlichen. So könnt Ihr sie ordentlich anschauen und auch downloaden.
Der Link hierzu ist
www.flickr.com/photos/koljainedinburgh,
zu finden auch rechts in der Leiste.

Viel Spaß damit! Sehr bald kommt eine neue Packung Bilder, denn ich war heute mit Flo und seiner Freundin aus Deutschland wieder in den Highlands :) War wunderschön!
Bis bald, liebe Grüße aus Schottland
Kolja

Thursday, November 1, 2007

Still alive!

Irgendwie kann ich mit der Taktung befreundeter Blogger nicht so mithalten, die annähernd täglich die Welt mit Informationen versorgen. Doch wie im letzten Eintrag schon erwähnt hatte ich einen guten Grund für meine Schreibpause, der auch für reichlich Erlebnisse gesorgt hat: meine Schwester war als mein erster Besuch da:). Es war eine unternehmungsreiche Woche, von der ich am besten der Reihe nach ab dem letzten Eintrag erzähle.

Wie angekündigt habe ich das vorletzte Wochenende großteils damit verbracht, mein erstes Assignment (also meine erste Studienleistung hier) auf die Beine zu stellen. Es war eine Hausarbeit zum Thema Mitarbeiterengagement. Nur ne kleine putzige mit ca. 1000 Wörtern, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie es ist, Hausarbeiten zu schreiben. Ich denke mal dass ich das schon gut angestellt habe und warte jetzt gespannt auf das Feedback der Dozentin. Bis Donnerstag lief die Woche dann wenig aufregend ab; abends kam dann meine Schwester, und witzigerweise saß im gleichen Flugzeug Simons Schwester, die auch zu Besuch gekommen ist. Nachdem wir noch zum Pizza essen in die Stadt gegangen sind, stand am Freitag ausführlich Edinburgh auf dem Programm. Sonderlich groß ist die Stadt ja dann doch nicht, sodass Nicola am Ende des Tages das Allerwichtigste gesehen hatte (Princes Street, High Street, das Castle von außen, und Leith).
Am Samstag gab es auch für mich etwas Neues zu entdecken: wir sind mit dem allgegenwärtigen Citylink-Bus nach Glasgow gefahren - Zug fährt hier wohl kaum einer. Glasgow hatte mal ein wenig schönes Image als - ich nenn’ es mal recht wertneutral „sehr rustikale“ - Stadt. Doch hat sich daran in den letzten 20 Jahren sehr viel geändert (jaja, Glasgow war sogar europäische Kulturhauptstadt 1990). Das Einzige, was noch a bissl an diese Zeit erinnert, ist der sehr gewöhnungsbedürftige Dialekt und zwei Fußballvereine, die sich nicht gerade grün sind (Rangers – protestantisch – gegen Celtics – katholisch. Hierzu ein kleiner Witz, den ich mal aufgeschnappt habe: Wie definiert man einen Atheisten? Ein Atheist ist einer, der zum Spiel Celtic-Rangers geht, um sich ein Fußballmatch anzuschauen.). Aber beides gehört wohl irgendwie zu Glasgow und ist somit in Ordnung. Das war’s jetzt mit Reiseführerwissen, versprochen. Wir jedenfalls fanden Glasgow super! Nicht unbedingt das architektonische Stadtbild (wobei ich zugegebenermaßen noch nie ein Kino über ungefähr neun Stockwerke gesehen habe), und nicht unbedingt die Uferpromenade am Fluss Clyde. Hierfür könnte ich mal noch einen Verbesserungsvorschlag einreichen, weil wir sie leider vergeblich gesucht haben. Das Tolle an Glasgow ist eine ungefähr 2km lange Fußgängerzone mit ALLEM, was das Herz begehrt und was der individuelle Geldbeutel hergibt. Vor Weihnachten werde ich da sicherlich noch mal auftauchen; einen Vorgeschmack, wie es dann wohl in der Stadt zugehen wird, haben wir schon bekommen, weil halb Schottland in seiner größten Stadt war.
Den Sonntag haben wir a bissl ruhiger angehen lassen, indem wir lange geschlafen haben und nachmittags zum Strand von Edinburgh gefahren sind. Etwas überrascht waren wir, als es nach der Zeitumstellung um halb 5 schon dunkel war. Danach gab es noch eine heiße Schokolade in dem Café, in dem Joan K. Rowling der Sage nach ihren ersten Potter geschrieben hat (der eigentliche Grund, um dorthin zu gehen, ist das urgemütliche Flair mit ganz viel Holz und Jack Johnson).
Am Dienstag war ich dann ganz glücklich, weil wir etwas unternommen haben, worauf ich mich gefreut habe, seitdem ich hier oben bin. Mit dem Auto sind wir Richtung Highlands gefahren, um endlich pure schottische Luft zu schnuppern. Und ich muss sagen: jeder der fast 300 Kilometer hat sich gelohnt! Wir konnten zwar nur die unteren Ausläufer der Highlands streifen, aber schon dort ist es unglaublich schön. Unzählige bewaldete und unbewaldete Hügel (alle Hügel über 900m werden übrigens als Munro bezeichnet, und es gilt in den Highlands als Volkssport, alle 284 Munros zu besteigen. Dann darf man sich Munroist nennen, falls Günther Jauch das mal fragen sollte ;), und die berühmten Lochs machen diese Gegend absolut einzigartig. Mit den Wolken und dem Herbstlaub war das teilweise ein richtig krasses Farbenspiel, und nach dem kleinen Vorgeschmack zieht es mich jetzt mehr denn je in die Highlands. Wunderschön … Hat jemand Lust, mitzukommen? Auf dem Rückweg sind wir noch a bissl durch das schnuckelige Stirling mit seiner Burg gebummelt, was auch auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert ist.
Gestern musste ich dann mal wieder studieren, und ich habe Nicola mit in meine Lieblingsvorlesung International Business genommen. Sie hat glaube ich das meiste verstanden:).
Heute Morgen habe ich sie dann wieder zum Edinburgh International Airport gebracht, und sie ist wieder abgedüst … Schön war’s mit dir hier, Nicola! Habt ihr euch übrigens schon mal Gedanken gemacht wie es ist, mit einem Rechtsverkehrauto in ein Parkhaus mit Linksverkehr zu fahren? Spätestens an der Schranke merkt ihr, dass ihr ein Problem habt. Ich bin übrigens dafür dass Großbritannien schleunigst den Euro einführt und auf Rechtsverkehr umstellt, wenn mich jemand fragt.

Jetzt muss ich es an der Uni wieder etwas krachen lassen, die ist in den letzten Tagen a bissl zu kurz gekommen. Nächste Woche müssen wir unseren Entwurf für einen Business Plan vorstellen, das könnte noch die ein oder andere Stunde kosten.

Vielleicht konnte ich ja mit diesem Eintrag jemanden von euch neugierig auf Schottland machen:). Macht es gut und bis bald wieder,
viele Grüße, euer Kolja